Missio stärkt internationalen Einsatz gegen Missbrauch an Ordensfrauen
Prävention ‐ Der Missbrauch von Ordensfrauen ist vielerorts ein Problem - auch im globalen Süden. Das hat das kirchliche Hilfswerk Missio Aachen nun in einer Umfrage unter Partnerorganisationen herausgefunden. Daraus werde man Konsequenzen für die Arbeit ziehen, hieß es am Freitag.
Aktualisiert: 26.07.2022
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Der Missbrauch von Ordensfrauen ist vielerorts ein Problem - auch im globalen Süden. Das hat das kirchliche Hilfswerk Missio Aachen nun in einer Umfrage unter Partnerorganisationen herausgefunden. Daraus werde man Konsequenzen für die Arbeit ziehen, hieß es am Freitag.
Laut einer Umfrage des katholischen Hilfswerks Missio Aachen ist der Missbrauch an Ordensfrauen weltweit ein Problem. Demnach messen 69 Prozent der 101 Befragten aus 19 Ländern vor allem in Afrika und Asien dem Thema eine hohe bis sehr hohe Bedeutung bei, teilte Misso am Freitag in Köln mit. Die extern begleitete Erhebung wurde unter kirchlichen Organisationen in Afrika, Asien und Ozeanien durchgeführt und fragte deren Einschätzungen und Erfahrungen mit dem Thema Missbrauch an Ordensfrauen ab. „Die Umfrage macht deutlich, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt“, sagte Missio-Präsident Dirk Bingener. „Wir müssen das Leid der missbrauchten Ordensfrauen sehen, anerkennen und es zum Thema in der Weltkirche machen, das ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Partner.“
Auf Grundlage dieser Erhebung will Missio die Arbeit seiner kirchlichen Partnerorganisationen gegen den Missbrauch an Ordensfrauen durch Kleriker stärken. Die Umfrageergebnisse bedeuteten für das Hilfswerk eine Verpflichtung, gemeinsam Lösungsschritte einzuleiten, betonte Bingener. Dazu werde ein Koordinationsbüro mit einer Arbeitsgruppe eingerichtet, das konkrete Maßnahmen erarbeiten soll. „Wir wollen sowohl in der Weltkirche als auch in Deutschland ein Netzwerk aufbauen, das das Thema Missbrauch von Ordensfrauen dauerhaft auf die Tagesordnung setzt“, sagte Missio-Präsident Dirk Bingener. Dadurch wolle man erreichen, dass die verschiedenen Initiativen gegen den Missbrauch nicht „versanden“.
Ziel der Befragung: Erste Einblicke in die Situation
Ziel der Umfrage sei es nicht gewesen, eine wissenschaftliche Studie über Fallzahlen zu erstellen, betonte die Soziologin Josephine Beck-Engelberg, die den Prozess extern begleitete. Stattdessen sei die Absicht gewesen, erste Einblicke in die Situation und die Wahrnehmungen des Themas vor Ort zu erhalten. „Wir wollten zunächst herausfinden, ob das Thema in unseren Partnerorganisationen überhaupt relevant ist.“ Angeschrieben worden seien 38 Organisationen, mit denen Missio seit Jahren eine vertrauensvolle Kooperation pflege. Diese hätten die Befragung in ihr Umfeld gestreut, wodurch es zu einem vergleichsweise hohen Rückfluss gekommen sei. Die meisten zurückgeschickten Fragebögen seien aus Indien gekommen (59 Prozent), gefolgt von Kamerum (16 Prozent). Aus Ozeanien sei nur eine Antwort zurückgekommen, weshalb über diese Region zunächst keine Einschätzungen möglich seien.
Die Teilnehmer der Umfrage hätten von Angst, Scham sowie einer Kultur des Schweigens und der Vertuschung berichtet sowie eine Stigmatisierung der Opfer nach Übergriffen beklagt. Zugleich zeigten die Antworten, dass für die Organisationen patriarchalische Machtstrukturen und ein überkommener Klerikalismus die größten Herausforderungen seien. Obwohl die Umfrage das Thema Missbrauch bewusst breit auslegte, legten die Antworten nahe, dass die Teilnehmer an der Umfrage größtenteils den sexuellen Missbrauch von Ordensleuten im Blick gehabt hätten, so Beck-Engelberg.
„Querschnittsthema“
Den Wünschen seiner Partnerorganisationen entsprechend werde Missio verstärkt Maßnahmen, die Ordensfrauen stärken, sowie Projekte fördern, mit denen Ordensfrauen, Priester und kirchliche Mitarbeiter für das Problem des Missbrauchs sensibilisiert werden. „Zuerst genießt für uns die psychologische, spirituelle und juristische Begleitung der Ordensfrauen, die unter den Folgen von Missbrauch leiden, eine hohe Priorität“, so Missio-Präsident Bingener. Missio werde dabei helfen, Schutzräume aufzubauen und Beschwerdestellen einzurichten. „Entsprechende Projekte unserer Partner behandeln wir mit Vorrang.“ Darüber hinaus werde die Prävention von Übergriffen zum Querschnittsthema bei der Vergabe von Fördermaßnahmen werden, kündigte Bingener an.
Einen weiteren Schwerpunkt will Missio bei der Ausbildung setzen. Das gelte besonders für die theologische und kirchenrechtliche Qualifizierung der Ordensfrauen. Zudem wolle man erreichen, dass in den betroffenen Ländern das Thema Umgang mit Missbrauch auch in der Priesterausbildung verankert wird. „Wir möchten helfen, dass auch die Priester selbst und die kirchlichen Hierarchien vor Ort noch stärker Teil einer Bewegung sind, die den Missbrauch beendet“, sagte Bingener.
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