Müller: 130 Millionen Menschen mehr von Hunger und Armut bedroht
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Hunger und Armut

Müller: 130 Millionen Menschen mehr von Hunger und Armut bedroht

Bonn ‐ Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warnt vor mehr Hunger und Armut als Folge der Corona-Pandemie. „Zusätzliche 130 Millionen Menschen fallen durch die Folgen der Pandemie in Hunger und Armut zurück. Das sind mehr als die Bevölkerung Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zusammen“, sagte Müller der „Augsburger Allgemeinen“.

Erstellt: 21.12.2020
Aktualisiert: 12.09.2022
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Müller äußerte sich anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm (WFP). Der Preis sei eine Anerkennung für Organisationen und Hilfswerke, die in den Flüchtlingscamps und Krisenregionen der Welt täglich gegen Hunger, Not und Elend kämpften.

Zugleich sei die Ehrung ein „Weckruf, dass wir nicht nachlassen dürfen“, sagte Müller. „Mit dem Friedensnobelpreis sollte so auch die Verpflichtung verbunden sein, die fehlenden Mittel für die humanitären Bedarfe in den Kriegs- und Krisenregionen zu decken“, appellierte der Minister an die internationale Gemeinschaft. „Es kostet gerade einmal 50 Cent am Tag, um ein Flüchtlingskind in Afrika oder dem Jemen zu ernähren. Immer noch verhungern 15.000 Kinder – jeden Tag. Helfen wir nicht jetzt, wird es später um ein Vielfaches teurer.“

Müller ergänzte: „Der Beitrag des Welternährungsprogramms für Frieden und Stabilität kann nicht hoch genug geschätzt werden.“ Hunger zu bekämpfen, sei eine vorausschauende Friedenspolitik. Denn Konflikte führten zu Hunger, und Hunger verstärke Konflikte. Der Politiker fügte an: „Hunger ist Mord. Denn wir haben die Mittel und das Wissen, um alle Menschen zu ernähren.“

In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ skizzierten kürzlich WFP-Exekutivdirektor David Beasley sowie die Bundesminister Heiko Maas (Äußeres) und Müller die Perspektive einer Welt ohne Hunger bis 2030. Sie verweisen einerseits auf die seit 1990 erreichten Erfolge. Andererseits werde aber durch die Corona-Pandemie derzeit vieles wieder zunichte gemacht.

Wo Menschen hungerten, sei die Gefahr von Konflikten besonders groß. Deutschland sei mittlerweile zweitgrößter Geldgeber des WFP. Berlin werde im kommenden Jahr seine Beiträge von derzeit einer Milliarde Euro pro Jahr weiter erhöhen, versprechen Maas und Müller. Aber auch die Privatwirtschaft müsse mehr tun. Schließlich seien es gerade Technologieunternehmen, die durch die Pandemie deutlich höhere Gewinne erwirtschafteten als in der Vergangenheit. „Gerade diejenigen, die durch die Krise Milliardengewinne gemacht haben, sollten auch zur Bewältigung der Krisenfolgen beitragen.“

Das Ziel einer Welt frei von Hunger bis 2030 sei durch Investitionen der Industrieländer von 14 Milliarden Dollar pro Jahr zu erreichen. Die Corona-Pandemie lehre, dass Solidarität mit den Bedürftigen zur Stabilität und damit zum Frieden beitrage, so Beasley, Maas und Müller.

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