Allein in Lateinamerika leben rund 40 Prozent aller getauften Katholiken
Verständigungsprobleme sind also ausgeschlossen. Und als wollte er ganz sicher gehen, stellte der Papst Parolin 2018 den venezolanischen Erzbischof Edgar Pena Parra (61) zur Seite. Der übernahm das wichtige Amt des Substituten im Staatssekretariat und wird nun als vatikanische „Nummer drei“ bezeichnet.
Die Personalauswahl von Franziskus wirkt sich spürbar auf den Arbeitsalltag im Vatikan aus. Wenn bei wichtigen Sitzungen fast nur Latinos und Spanier involviert sind, stimmen die sich freilich in ihrer Muttersprache ab. Immer öfter werden vatikanische Pressemitteilungen auf Spanisch herausgegeben – gelegentlich sogar ohne italienische Übersetzung.
Wer meint, es handele sich dabei lediglich um eine wunderliche Episode, der liegt falsch. Die Entwicklung ist keineswegs nur Ausdruck eines gewissen päpstlichen Eigensinns. Sie trägt dem Gewicht der spanischsprachigen Länder in der Weltkirche Rechnung. Allein in Lateinamerika leben rund 40 Prozent aller getauften Katholiken. Für einen althergebrachten Eurozentrismus gibt es schlicht keine valide Grundlage mehr.
Beleg für diesen Wandel ist nicht zuletzt die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums. Bei einer Papstwahl gäbe es aktuell 119 wahlberechtigte Kirchenmänner. Davon sind 23 Spanier oder spanischsprachige Latinos, die bei einem Konklave die derzeit 20 Italiener als größte Sprachgruppe ablösen würden.
Oscar Rodriguez Maradiaga (79) aus Honduras, einer der engsten Vertrauten von Franziskus, ließ unlängst durchblicken, dass der personelle Umbau der Kurie noch nicht abgeschlossen sei. Zwar sei die strukturelle Reform fast vollendet, so der Koordinator des sogenannten Kardinalsrates, der den Papst bei dem Projekt berät. Jetzt gehe es aber darum, die Reform durch Neuernennungen zu festigen. Damit beginne „eine neue Phase des Pontifikats“.