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Erzbischof von Sarajevo: EU-Beitritt wäre sehr wichtig

Europa ‐ Mehr Engagement der Europäischen Union in Bosnien-Herzegowina wünscht sich Kardinal Vinko Puljic, Erzbischof von Sarajevo. Ein EU-Beitritt seines Landes wäre sehr wichtig, so Puljic im Interview des „Tiroler Sonntag“ (aktuelle Ausgabe).

Erstellt: 09.06.2021
Aktualisiert: 08.06.2021
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Mehr Engagement der Europäischen Union in Bosnien-Herzegowina wünscht sich Kardinal Vinko Puljic, Erzbischof von Sarajevo. Ein EU-Beitritt seines Landes wäre sehr wichtig, so Puljic im Interview des „Tiroler Sonntag“ (aktuelle Ausgabe).

Derzeit scheine es aber, als wäre Bosnien zu einer Spielwiese ausländischer Mächte geworden. „Die USA, Russland und die Türkei verfolgen hier sehr stark ihre eigenen Interessen. Es scheint so, als könnte sich die EU zu keiner gemeinsamen Haltung durchringen.“ Dabei könnte Bosnien sehr viel an Erfahrung einbringen – „etwa aus dem Zusammenleben von drei Völkern und drei Religionen“, so Puljic.

Zum Dialog mit den anderen Religionen in Sarajevo befragt, bedauerte der Kardinal, dass die Situation derzeit sehr angespannt sei. „Das hat damit zu tun, dass politische Fragen das Zusammenleben ungemein stark dominieren. Aufgabe unserer Kirche ist, alles für ein friedliches Zusammenleben und den Dialog zu tun.“

Angesprochen auf den Bosnien-Krieg in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre, als Sarajevo vier Jahre lang belagert wurde, sagte Puljic: „Es war für mich eine Schule des Lebens und des Gebets, eine Schule des Starkmuts und der Tapferkeit.“ Das Wichtigste sei, „in der Seele keinen Hass aufkommen zu lassen“. Nur so sei es möglich, „glaubwürdig vom Frieden zu sprechen und ihn mit allen zu leben – egal um welches Volk es sich auch handelt. Hass vergiftet das Herz der Menschen.“

Vor dem Krieg lebten 820.000 Katholiken in Bosnien-Herzegowina, jetzt seien es noch 430.000. Puljic: „Viele Gläubige wollen das Land verlassen, weil sie dort keine Zukunft mehr für sich und ihre Familien sehen.“

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