In dem Bericht „Suffering in Silence“ listet Care seit 2016 die zehn Krisen mit mehr als einer Million Betroffenen auf, die im jeweiligen Vorjahr am wenigsten mediale Beachtung erfuhren. Als Quelle dienen UN-Berichte, das Analyseportal ACAPS und eigene Erhebungen. Für den aktuellen Bericht wertete die internationale Medienbeobachtung „Meltwater“ 45 humanitäre Krisen hinsichtlich ihrer Medienpräsenz in den Sprachen Englisch, Französisch, Deutsch, Arabisch und Spanisch aus. Über alle diese Krisen sei zusammengenommen weniger berichtet worden, als über den Sänger Kanye West und seine Präsidentschaftskandidatur in den USA, hieß es.
Durch Corona und die Folgen sei es noch schwerer geworden, auf vergessene Krisen aufmerksam zu machen, beklagte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Zugleich habe die Pandemie globale Ungleichheiten und menschliches Leid „auf unerträgliche Weise verschärft“.
Die Vereinten Nationen schätzten, dass in diesem Jahr rund 235 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen würden, erläuterte Zentel. „Das ist ein Anstieg um fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit ein Negativrekord.“ Doch in der öffentlichen Wahrnehmung sei kaum Raum für Regionen und Gemeinden, die schon vor der Pandemie ums Überleben kämpften. „Mediale Aufmerksamkeit ist eine starke Waffe im Kampf gegen das Vergessen, und daran möchte Care mit dem Bericht ‚Suffering in Silence' erinnern.“