Angefangen hat alles, als ich Novizin war. Ein Dorf in der Nähe unserer Gemeinschaft in Jos wurde angegriffen. Also sind wir dort hingegangen, haben uns die Geschichten der Überlebenden angehört und ihnen geholfen, mit der Situation fertig zu werden.
Von da an interessierte ich mich dafür, den Menschen zuzuhören und sie zu ermutigen, nicht aufzugeben. Es macht mir Freude. Ich kann nichts Materielles geben, mit dem die Betroffenen ein neues Leben beginnen können, aber ich kann zuhören und das ist etwas Gutes. Ich habe das Gefühl, wenn ich ihre Geschichten höre, hilft ihnen das herauszufinden, was in ihrem Inneren vorgeht und was sie bedrückt. So haben die Menschen die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Dann ermutige ich sie dazu. Manchmal kann ich ihnen einen Rat geben.
Manchmal, wenn ich zu viel aufnehme, kann ich nicht schlafen. Mitten in der Nacht kommt dann die Erinnerung an ihre Geschichten und ich wache auf. Ich weiß nicht, wie sie mit ihrer Situation zurechtkommen. Es gibt Zeiten, da sage ich, dass ich nicht zurückgehen kann, aber dann mache ich es doch.
Mir macht Hoffnung, dass die Menschen hier nach allem, was sie durchgemacht haben, noch immer lieben können. Manche nehmen Kinder auf, die ihre Eltern verloren haben, und sorgen für sie. Da ist die Frau, die ein Kind ruft. Wenn ich sie frage, wessen Kind das sei, sagt sie: ‚Oh, es ist das Kind meiner Nachbarin.‘ Für mich ist das Liebe. Wenn die Flüchtlinge mit dieser Einstellung weitermachen, werden diese Kinder nicht voller Hass auf andere Menschen aufwachsen.