Bischof Stephen ist keiner, der schnell aufgibt. Nicht als Tausende Menschen auf der Flucht vor Boko Haram bei der Kirche Zuflucht suchen. Nicht als sein Bruder von den Islamisten ermordet wird. Und auch nicht jetzt während der Coronakrise, die viele Menschen in Armut und tiefe Verzweiflung stürzt. „Die Menschen zählen auf mich“, sagt der Bischof von Yola, wohl wissend, dass er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen muss und Hilfe für Menschen in Not immer schwieriger wird.
Ende Februar registrierte Nigeria die ersten Coronafälle. Die Regierung reagierte mit harten Einschränkungen. Vielerorts herrschten Ausgangsperren, Märkte und Geschäfte schlossen, Gottesdienste durften nicht mehr stattfinden. Doch die Maßnahmen konnten nicht lange durchgehalten werden. Denn ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Hand in den Mund, als Straßenverkäufer, Markthändler oder von Dienstleistungen. Die Menschen hatten nichts mehr zu Essen. Schon bald machte das Wort vom „Hungervirus“ die Runde.
In Nigeria ist die befürchtete hohe Zahl von Toten durch das Virus bislang ausgeblieben. Die wirtschaftliche Krise im Land aber ist allgegenwärtig. Hunderttausende Menschen verloren ihre Arbeit. Preise für Lebensmittel und Transport schossen in die Höhe, nachdem die Regierung Subventionen für Benzin und Strom strich. Auch für die Kirche sind die Folgen der wirtschaftlichen Krise gravierend.