Sein Konterfei prangt auf Bechern und T-Shirts, es gibt ihn als Wandbild und überlebensgroße Büste. In den Kirchen hängt sein Porträt, dem wichtigsten Flughafen des Landes leiht er seinen Namen. 40 Jahre nach seiner Ermordung ist Oscar Romero in seiner Heimat El Salvador allgegenwärtig: als Ikone und Nationalheld; als Symbol für die Hoffnung auf Frieden in einem Staat, dessen Gesellschaft tief gespalten ist – auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende jenes blutigen Bürgerkriegs, der mit dem von der Militärjunta betriebenen Attentat auf den Erzbischof von San Salvador begann.
Und doch steht Romero noch gar nicht so lange derart hoch im Kurs. Als „umstrittene Figur“ charakterisiert ihn Kardinal Gregorio Rosa Chavez. Erst nachdem Papst Franziskus ihn 2018 heiliggesprochen habe, habe eine Neuentdeckung des Menschen Romero eingesetzt, so der Weihbischof in San Salvador, der sich maßgeblich für diesen Schritt einsetzte.
Auch in den eigenen Reihen war man uneins über Romero. Kurz nach der Heiligsprechung bat der aktuelle Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas, öffentlich um Vergebung „für jenen Teil der Kirche, der Romero schlecht behandelt und diffamiert hat, einschließlich seiner Mitbischöfe“.
Das Erbe des Heiligen bleibt sperrig. Sein Werdegang von einem eher konservativen Kirchenmann, der sich aus den Konflikten zwischen dem Militär und der linksgerichteten FMLN-Guerilla heraushalten wollte, zum Sympathisanten der innerkirchlich lange umstrittenen „Theologie der Befreiung“ und scharfzüngigen Kritiker der Regierung entzieht sich einfachen Deutungen.