Ein weiteres Problem ist die Überfischung. „Nur bei sieben Prozent aller Fischbestände könnten wir die Fangmenge theoretisch noch etwas steigern“, sagt Möller. Das hat wirtschaftlich-soziale Folgen: Die früher sehr reichhaltigen Fischgründe vor Westafrika zum Beispiel werfen heute kaum noch Erträge ab – laut Möller insbesondere „aufgrund asiatischer Flotten. Die Fischer in Westafrika können kaum noch genug zum eigenen Überleben fangen; auf die afrikanischen Märkte drängt dafür gefrorener Billigfisch, der aus den afrikanischen Meeren über den Umweg Ostasien zurückkommt.“
Zudem befeuert die Überfischung das Artensterben, auf das der Weltbiodiversitätsrat kürzlich in einem Bericht aufmerksam machte. Demnach gibt es heute weltweit 20 Prozent weniger Arten als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mehr als 40 Prozent der Amphibienarten, fast 33 Prozent der Korallen und mehr als ein Drittel aller Säugetierarten im Meer seien bedroht.
Angesichts solcher Entwicklungen meinen manche Beobachter, private Bemühungen seien ein Tropfen auf den heißen Stein. Trotzdem sammeln viele Menschen am Urlaubsstrand zurückgelassenen Müll, versuchen Plastik zu vermeiden – oder demonstrieren für mehr Umweltschutz. Aus Möllers Sicht ist dieser politische Einsatz der entscheidende Hebel. „Es ist nicht der richtige Weg, über Verbote jede Form der Lust am Leben und des Genusses zu nehmen; es geht um Steuerung, etwa um Bepreisung von Umweltfolgen“, sagt er etwa im Hinblick auf zunehmenden Kreuzfahrt-Tourismus, den manche Fachleute als weiteren Todesstoß für die Ozeane betrachten.
Der DUK-Vertreter hält nichts davon, alle Verantwortung auf den Konsumenten abzuwälzen. „Für die großen Lösungen braucht es politische Entscheidungen und Gesetze – und dafür politische Mehrheiten“, sagt er. Organisationen wie Greenpeace fordern etwa Schutzgebiete, damit Lebensräume im Meer wieder aufgebaut werden können. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wies zuletzt darauf hin, dass etwa ein UN-Seerechtsübereinkommen von 1982, das Überfischung durch unkontrollierte Fischerei verhindern soll, zu wenig beachtet werde. Nötig wäre laut bpb vor allem, „existierende Vereinbarungen durchzusetzen“.