Mit seiner Lage in den engen Gassen der Jerusalemer Altstadt befindet sich das ÖH mitten im Brennpunkt des israelisch-palästinensischen Konflikts. Da wirkte es fast symbolisch, dass der Architekt ein jüdischer Israeli und der Bauunternehmer muslimischer Palästinenser ist. Ganz ohne Probleme verlief der Bau trotzdem nicht. „Ein Drittel günstiger“ hätte der Bau werden können, schätzt Hausherr Bugnyar. Statt wie auf einer „normalen Baustelle“ musste viel Material und Gerät von Hand oder mit kleinen Traktoren hergetragen werden, was sich spürbar auf die Kosten niederschlug.
Dass ein christliches Haus im muslimischen Viertel mit Genehmigung des jüdisch-israelischen Rathauses ausbauen darf, während gleichzeitig muslimische Nachbarn Abrissanordnungen erhielten, hätte theoretisch Konfliktpotenzial. Die Nachbarschaftsstreitigkeiten, die es wegen der Baustelle hier und da tatsächlich gab, waren aber eher unpolitischer Natur: Die Händler auf der angrenzenden Via Dolorosa fühlten sich durch den regen Traktorenverkehr in ihren Geschäften gestört. Ein Besuch im palästinensischen Präsidialamt in Ramallah und die Präsenz von Fatah-Funktionären habe Entschädigungsforderungen und „kleinere Sabotageversuche“ dann aber doch rasch beendet.
Mit der Casa Austria, die auch die neue Rektorenwohnung sowie den gesetzlich vorgeschriebenen Luftschutzraum umfasst, hat das ÖH „den Standard des 21. Jahrhunderts erreicht“, sagt Bugnyar. Die Sanierung des Haupthauses soll demnächst folgen, nur über den genauen Zeitplan ist man sich noch nicht einig.
Gemeinsam ist den „alten“ und „neuen“ Zimmern im ÖH ihre für die Altstadt ungewöhnliche Geräumigkeit. Doch eine Führung durch die Zimmer dürfen die Gäste der Einsegnungsfeier nicht erwarten: Wenn am Donnerstag der Schlussstein in den Neubau eingelassen wird, ist das Haus einschließlich der neuen Räume bereits voll belegt.