Um Armut und fehlender Versorgung zu entkommen, zwängen sich jedes Jahr Hunderte Komorer in traditionelle Holzboote und rudern nach Mayotte. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ertrinken jährlich 200 bis 500 Menschen zwischen den Inseln. Wer die Fahrt überlebt, stößt im Pariser Außenposten auf Ablehnung. Immer wieder geraten Mayottes Behörden in die Kritik, die Zahl der Neuankömmlinge durch teils illegale Massenabschiebungen auszugleichen. „Frankreich hat vor zwanzig Jahren eine Grenze um Mayotte hochgezogen. Diese Grenze hat Nachbarn und Verwandte über Nacht zu Ausländern gemacht“, kritisiert Marie Duflo, Vertreterin der Flüchtlingsorganisation GISTI in Paris.
Sowohl auf den Komoren als auch auf Mayotte gingen die Bewohner im vergangenen Jahr auf die Straße. Die einen demonstrierten gegen illegale Migranten, die anderen für die erneute Eingliederung Mayottes in die Union der Komoren. Die Vier-Insel-Politik wird vor allem von Präsident Assoumani vorangetrieben. Er sieht Mayotte als Teil seiner Union – ein Komorer werde „niemals illegal“ auf Mayotte sein, so Assoumani bei einem Besuch in Paris.
Um seine Ambitionen zu untermauern, will der Komoren-Präsident die Nachbarn der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) auf seine Seite bringen. Die Komoren sind das jüngste Mitglied des Staatenbunds. Dass dieser in die komorische Innenpolitik eingreift, hält Peter Fabricius, Politologe am südafrikanischen Institut für Sicherheitsstudien, aber für unwahrscheinlich – weder was Mayotte, noch was den autoritären Führungsstil angeht. „Die SADC neigt dazu, abzuwarten, bis die Unzufriedenheit in Gewalt ausartet, ehe sie eingreift.“ Spätestens nach der Festnahme politischer Gegner, sieht die Opposition die Chance auf freie und faire Wahlen verpasst. Die Kluft zwischen den europäischen und den afrikanischen Inselnachbarn dürfte dieser Konflikt noch weiter öffnen.