Frage: Fehler passierten auf beiden Seiten ...
Richter: Im Kampf gegen die Untergrundbewegungen begingen die Militärs Verbrechen wie Folter und das Verschwindenlassen von Menschen. Innerhalb des Militärs gab es allerdings Leute, die nie illegale Mittel anwendeten, so wie ich. Deswegen plädiere ich dafür, dass die Schuld nicht dem gesamten Militär zugeschoben wird, sondern jenen, die verantwortlich sind.
Gabetta: Die Guerilla mordete nicht um des Mordens willen. Wir radikalisierten uns, weil uns die Umstände dazu zwangen. Es war damals ein Wahnsinn, wie im Nationalsozialismus. Nichtsdestotrotz, auch die Guerilla beging Verbrechen, die aufgearbeitet werden sollten. So müsste man über die Moral oder Nicht-Moral einiger Aktionen sprechen, wo unschuldige Menschen mit in den Tod gerissen wurden.
Frage: Früher Feinde, heute Freunde?
Richter: Ja. Ich höre ihm zu und versuche ihn zu verstehen.
Gabetta: Er ist nach wie vor ein katholischer Nationalist. Er versteht nicht, dass Gott nicht existiert, dass die Rechte reaktionär ist. Die Ideologie trennt uns heute noch. Dennoch, wir sind Freunde geworden, rufen uns regelmäßig an.
Frage: Und nun?
Richter: Obwohl ich ein Mann bin, der glaubt, dass das Leben aus Kampf besteht, wünsche ich mir den Frieden – erreichbar durch Wahrheit und Justiz. Wir sollten an eine gemeinsame Zukunft denken und die gesellschaftlichen Spaltungen hinter uns lassen.
Gabetta: Ich glaube nach wie vor an eine bessere Welt. Heute hätte es genug Lebensmittel und Ressourcen für die ganze Menschheit. Statt sie gerecht zu verteilen, passiert das Gegenteil. Das System müsste wechseln. Ich würde sagen, ich bin ein Pessimist aus Intelligenz, aber ein Optimist des Willens (lacht).
Von Camilla Landbö (KNA)
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