Der „dicke Kazike“ führte den Europäern vor Augen, auf welch tönernen Füßen die Herrschaft der Azteken stand und welche Reichtümer in der Region zu holen waren. Unterdessen machte auch Moteuczoma über Boten seine Aufwartung. Diese berichteten hinterher über die spanischen Rösser und ihre Reiter: „Sie gehen schnell auf ihren Hirschen.“ Die Waffen seien von furchterregender Durchschlagskraft. „Wenn sie Feuer speien, versetzt es einen in Schrecken. Du würdest schreien, wenn du es hörtest.“
Ob die Conquistadoren in ihren Rüstungen den Azteken tatsächlich wie Götter vorkamen, die einer schon länger erwarteten Rückkehr des Quetzalcoatl den Weg bereiteten, beurteilt die jüngere Forschung zurückhaltend. Auf jeden Fall ließ „der gewaltige Kaiser“ Moteuczoma, wie Cortes ihn nannte, den Spaniern höchste Ehren angedeihen.
Im August 1519 setzte sich der Tross in Bewegung Richtung Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan, auf dem Gebiet des heutigen Mexiko-Stadt gelegen. Einen Hinterhalt in Cholula überlebten die Conquistadoren knapp – Malinche hatte kurz zuvor eine Warnung erhalten. Am 8. November folgte schließlich der Einzug in eine der größten Metropolen der damaligen Welt.
„Die Stadt selbst liegt mitten in einem See und ist nur über Steindämme zugänglich“, schreibt Cortes. Auf den Plätzen herrsche geschäftiges Treiben. „Da gibt es Kleinodien aus Gold und Silber, Blech, Messing, Knochen, Muscheln, Hummerschalen und Federn zu kaufen, Werkzeuge, Vögel, Kleingetier, heilkräftige Kräuter, Gemüse und zahllose andere Dinge.“
Zwei Jahre später lag Tenochtitlan in Trümmern, waren Moteuczoma und sein Nachfolger Cuitlahuac tot, der letzte Herrscher Cauhtemoc ein Gefangener der Spanier. Die blutige Bilanz laut Historiker Rinke: Vielleicht 1.000 tote spanische Soldaten und Abertausende indigene Krieger und Zivilisten.
In Europa zeigte sich der Habsburger Karl V. dem Eroberer gegenüber erkenntlich. Zugleich sorgte er jedoch dafür, dass dessen Macht nicht ins Unermessliche wuchs. Mit den Reichtümern aus den neuen Besitzungen finanzierte der Monarch, in dessen Reich „die Sonne nie unterging“, seine eigenen Kriege.
Cortes, ein „glänzender Geschäftsmann“, wie Rinkes Kollege Wolfgang Reinhard schreibt, mehrte unterdessen seinen Reichtum. Die ersten Zuckermühlen Mexikos, eine Seidenraupenzucht sowie diverse Gold- und Silberbergwerke: All dies und noch viel mehr ging auf das Konto des Glücksritters. Er werde dereinst, so sagte Cortes angeblich, „zum Klang der Fanfaren speisen oder am Galgen sterben“. Ersteres ist ihm gelungen.