Laut lokalen Medienberichten folgten im ganzen Land tausende Venezolaner dem Aufruf der Opposition, an diesem Tag gegen die Regierung zu protestieren. Auch in anderen lateinamerikanischen Ländern gingen tausende venezolanische Flüchtlinge auf die Straße. Beim Weltjugendtag demonstrierten einzelne Gruppen von Exil-Venezolanern für Demokratie und einen Regierungswechsel in ihrem Heimatland.
Die Bischöfe riefen das Militär auf, die Bürger zu schützen. Die neuen Proteste seien ein Zeichen der Hoffnung. Guaido hatte im Vorfeld jenen Militärs eine Amnestie versprochen, die sich von Maduro lossagen. Zum Auftakt der Anti-Regierungsproteste hat es offenbar bereits vier Tote gegeben. Das berichten regierungskritische Portale und Nichtregierungsorganisationen am Mittwochmorgen. Unter den Toten befindet sich auch ein Jugendlicher (16), der bei Ausschreitungen im Osten von Caracas ums Leben kam. Drei weitere Opfer wurden bei Plünderungen im Süden des Landes im Grenzgebiet zu Brasilien vermeldet.
In San Felix im Bundesstaat Bolivar ging in der Nacht zum Mittwoch eine erst im Juli aufgestellte Statue des ehemaligen Revolutionsführers Hugo Chavez in Flammen auf. Der neue Parlamentspräsident Guaido hatte am Dienstag seinen Aufruf an die venezolanische Bevölkerung noch einmal bekräftigt: „Gehen wir, um Venezuela zu verändern und die Demokratie zu erobern.“
Venezuela wird seit Jahren von einer heftigen innenpolitischen Krise erschüttert. Ende 2015 hatte die Opposition nach langen Massenprotesten die Parlamentswahl klar gewonnen. Danach ließ Maduro das Parlament entmachten und durch eine mit eigenen Anhängern besetzte Verfassungsgebende Versammlung ersetzen, die alle Kompetenzen an sich zog. Die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen 2016 gewann Maduro trotz heftiger internationaler Proteste. Zahlreiche aussichtsreiche Kandidaten waren von der Wahl ausgeschlossen worden, befanden sich in Haft, im Exil, in Hausarrest oder boykottierten aus Protest den Wahlgang.
Viele lateinamerikanische Länder verweigerten Maduro die Anerkennung. Die Bischofskonferenz nannte seine Vereidigung illegitim. In den vergangenen Jahren sind aufgrund der katastrophalen Versorgungslage und Repression bereits mehr als zwei Millionen Venezolaner ins Ausland geflüchtet.