Frage: Im Südsudan gibt es vier Millionen Binnenflüchtlinge, viele Bauern sind geflohen und können ihre Felder nicht mehr bestellen – Ernten fallen aus, es gibt Hungersnöte. Was hoffen Sie für diese Leute?
P. Anthony: Es gibt in der Tat Hungersnöte. Die Menschen sind frustriert, weil sie aufgrund der anhaltenden Gewalt ihre Felder nicht bestellen können. Sie wurden die ganze Zeit herumgescheucht und mussten um ihr Leben rennen. Wir hoffen, dass es den Vertriebenen mit dem neuen Friedensabkommen besser geht und ich ermutige auch unsere Partner, die Flüchtlinge zu unterstützen. Wir müssen diesen Menschen Hoffnung geben, besonders den Bauern. Denn unser Land ist fruchtbar – 70 Prozent könnten für die Landwirtschaft genutzt werden, aber nur fünf Prozent werden aktuell genutzt. Wir müssen die Bauern unterstützen und sie ermutigen, Kooperativen zu gründen, damit viele Menschen dort beitreten können. Dann können sie Geld verdienen und es hören auch die Raubzüge und die Kämpfe auf. Wir müssen den Hunger bekämpfen und unsere Produkte auch in die Nachbarländer verkaufen. Wir sollten nicht immer Dinge von Uganda oder Sudan importieren. Wenn die Länder auch wieder bei uns einkaufen, kurbelt das unsere Wirtschaft an.
Frage: Die Bischöfe des Südsudan sind zurzeit auf Ad-limina-Besuch bei Papst Franziskus in Rom. Was erwarten Sie von dem Besuch und generell an Hilfe der katholischen Kirche im Konflikt im Südsudan?
P. Anthony: Die Bischöfe des Südsudan und auch des Sudan sind zurzeit auf Ad-Limina-Besuch in Rom. Sie haben den Papst bereits getroffen. Ich bin sicher, sie haben ihm die gute Nachricht der Hoffnung auf den Frieden im Südsudan überbracht, dass es in Khartoum nun zur Unterzeichnung des Friedensabkommens kommt. Ich bin sicher, der Papst gibt seine Segenswünsche für den dauerhaften Frieden. Ich hoffe, die Bischöfe laden ihn in den Südsudan ein. Denn der Südsudan ist ebenso wie der Kongo im Herzen des Papstes. Ich bin sicher, Franziskus freut sich über die guten Neuigkeiten, dass es zum Frieden im Südsudan kommen kann.
Frage: Sie werden in Deutschland mit Unterstützung von Misereor auch Parlamentarier in Berlin treffen. Was erwarten Sie von der deutschen Politik im Bezug auf Südsudan?
P. Anthony: Von der Kirche und der Politik in Deutschland erhoffe ich mir, dass sie diese gute Nachricht in der internationalen Gemeinschaft verbreiten, dass es Hoffnung auf Frieden gibt. Die internationale Gemeinschaft, die Intergovernmental Authority on Development (IGAD) und die UN sollten nicht nur Zuschauer sein, sondern sie sollten diesen Friedensprozess überwachen und aktiv begleiten. Sodass es in keinem Bereich mehr zum Missbrauch des Abkommens kommt.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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