Angesichts des Klimas gegenüber Migranten mahnte der Kardinal zur Besinnung. Ein „Angstsyndrom“ greife um sich. Auch unter Katholiken stünden nicht alle hinter einem größeren Engagement für Flüchtlinge. Viele Christen fühlten sich nicht mehr als „Herr im eigenen Haus“, so der Kardinal. Bislang sei es „ein leichter Glaube gewesen: etwas Frömmigkeit, etwas Almosen, ab und zu eine Messe“. Dabei vergesse man, dass auch Jesus arm und ein Migrant gewesen sei.
Die Kirche müsse unter den Gläubigen eine „große Bildungsmaßnahme“ starten. Das Evangelium gebe es nicht zum ermäßigten Preis. „Wenn ich anfange, aus dem Evangelium alle Seiten herauszureißen, die von Armut sprechen, bleibt mir nur der Einband in Händen“, so der Kardinal.
Den Ausgang des Tauziehens um die Flüchtlinge auf der „Diciotti“ nannte Montenegro eine „Niederlage für alle“; weder der italienische Staat noch die EU fänden eine Lösung für die Einwanderung. An diesem Punkt müsse man über die Bedeutung von Begriffen wie „Nation“ und „Europa“ nachdenken. So habe Brüssel den Profit statt des Menschen in den Mittelpunkt gestellt, kritisierte der Kardinal.
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