Christen und Bürgerrechtler sehen die Radikalisierung mit Schrecken. Das machten sie auf einer Konferenz in Karachi wenige Tage vor der Wahl deutlich. Veranstaltet wurde sie von Rawadari Tehreek, einer vom katholischen Menschenrechtler Samson Salamat gegründeten Organisation gegen religiösen Extremismus. „Mit großer Sorge sehen wir die Angriffe und die Gewalt gegen fortschrittliche politische Parteien, die Akzeptanz und Einbeziehung verbotener extremistischer und terroristischer Gruppen sowie die unrechtmäßigen Eingriffe staatlicher Institutionen in die Wahl“, klagt Salamat.
Die Hafenstadt Karachi hat den Ruf, eine der gefährlichsten Städte Pakistans zu sein. Karachi steht aber auch für religiöse Harmonie. Das ist nicht zuletzt dem katholischen Erzbischof Joseph Coutts zu verdanken, dessen langjähriges Engagement für den Dialog zwischen den Religionen ihm kürzlich den Kardinalstitel einbrachte. „Die Kirche sieht sich in Pakistan vielen Herausforderungen gegenüber“, sagte Coutts nach seiner Ernennung zum Kardinal. Eines der großen Probleme nicht-muslimischer Pakistaner sei es, dass sie von vielen Muslimen nicht als vollwertige Bürger akzeptiert würden.
Religiöse Minderheiten werden bei der Wahl in der Tat benachteiligt. Schon im November 2017 kritisierte die katholische Bischofskonferenz, dass von den 342 Parlamentssitzen nur zehn für ethnische und religiöse Minderheiten reserviert sind. „Das geltende Wahlsystem repräsentiert nicht die Gesellschaft“, hieß es in einer Erklärung der Bischöfe.
Für Empörung sorgte 2017 zudem ein Gerichtsurteil in Islamabad, das alle Bewerber für Posten in Regierung, Justiz und Armee verpflichtet, in ihren Bewerbungsunterlagen die Religionszugehörigkeit anzugeben. Aus Sicht der Menschenrechtskommission Pakistans ist der Richterspruch ein weiterer Beweis für eine „Umwandlung der Religion zur Waffe“.