Entlang des Hafenbeckens vor der Altstadt haben sich gut zehntausend Gläubige eingefunden. Auf einer überdachten Bühne auf einem in das Hafenbecken hineinragenden Halbrund – mit Blickrichtung Heiliges Land – beten die Kirchenführer für den Frieden. Gesänge und Gebete werden auf Italienisch, Englisch, Arabisch, Griechisch, Assyrisch, Armenisch und Französisch vorgetragen. Ein italienischer Chor mit Orchester stimmt westliche Lieder an, eine Schola singt arabischsprachige und assyrische Hymnen. Am Ende entzündet jeder Kirchenvertreter ein Friedenslicht für einen gemeinsamen Leuchter. Später ziehen sie sich zu einem Erfahrungsaustausch in die Basilika San Nicola zurück.
An dessen Ende treten sie in einer Reihe vor die strahlend weiße Fassade, während der Papst eine Reihe kritischer Anmerkungen vorträgt. Selbstkritisch warnt er zunächst: Zukunft werde das Christentum nur haben, wenn die Kirchen „von der Logik der Macht und des Gewinnstrebens, der Logik eines oberflächlichen Opportunismus“ Abstand nehmen und sich „einmal mehr wieder zum Evangelium bekehren“. Dazu gehörten aber weder Flucht noch Gewalt.
Dann kommt er zu den übrigen Hindernissen für Frieden in Nahost: Es müsse Schluss sein mit „Gewinnen einiger weniger auf Kosten so vieler“, „Schluss mit Landbesetzungen, die Völker auseinanderreißen“ ebenso wie mit „parteiischen Wahrheiten“, „sturen Gegensätzen“ und ausländischer Profitgier um Öl- und Gasvorkommen. Auch geißelt er vermeintliche Friedensrhetorik, „während man heimlich ein ungezügeltes Wettrüsten veranstaltet“. Frieden brauche Brot und Arbeit, Würde und Hoffnung für alle Menschen. Mehrfach unterbricht ihn der Applaus der Menschen, in den etliche Mitbrüder an seiner Seite einstimmen.
Das Treffen von Bari an sich werde dem Nahen Osten noch keinen Frieden bringen, hatte Erzbischof Pizzaballa vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem tags zuvor gesagt. Gleichwohl brauche es gegen die Bilder von Gewalt und Hass auch solche von Begegnungen. Die seien machtvoll, weil „sie zeigen, dass auch anderes möglich ist.“ Unter den Christen des Nahen Ostens wirken sie bereits – wie das Treffen von Bari zeigt.
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