Wenig später – bei seinem zweitem Auftritt im historischen Zentrum der Hauptstadt vor Zehntausenden Anhängern – sagte López Obrador: „Wir werden Mexiko verändern.“ Die vom Publikum begeistert aufgenommene Rede endete mit einem weiteren Versprechen, das als Überschrift über seiner Präsidentschaft stehen werde. Er werde das Volk nicht belügen, nicht berauben und nicht verraten. Konkrete Schritte, wie er seine Versprechen umsetzen will, nannte der Hoffnungsträger noch nicht. Bemerkenswert ist aber ein Detail zu seiner Amtsführung: Die ersten wichtigen Personalentscheidungen kündigte er nicht vor der internationalen Presse, sondern vor seinen jubelnden Anhängern an.
Den neuen starken Mann Mexikos erwarten nun schwere Aufgaben: Ein ungelöster Konflikt mit den USA rund um die heiklen Themen Grenzmauer-Bau, Freihandelsstreit und die Migrantenströme aus den armen Mittelamerika-Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras. Hinzu kommen ein eher mäßiges Wirtschaftswachstum und die ausufernde Gewalt mit rund 150.000 Todesopfern im mexikanischen „Drogenkrieg“ der vergangenen zehn Jahre. López Obradors zentrales Versprechen aber ist der Kampf gegen die Korruption und die ausbleibende Strafverfolgung, weil dies eine effektive Bekämpfung der Armut behindere. So wolle er Verträge über öffentliche Bauaufträge prüfen lassen, kündigte er an.
Auch im bevölkerungsreichen Hauptstadtbezirk Mexiko-Stadt setzte sich eine „Morena“-Kandidatin durch. Mit der Umweltpolitikerin Claudia Sheinbaum (56) wird erstmals eine Frau die mexikanische Hauptstadt regieren. Der populäre ehemalige Fußball-Nationalspieler und „Morena“-Mann Cuauhtemoc Blanco Bravo (45) wird obendrein künftig als Gouverneur seinem Heimatstaat Morelos vorstehen. Mexiko, so viel ist bereits sicher, steht vor einem durchgreifenden Politikwechsel.