Auf Mexikos künftigen Präsidenten warten viele Herausforderungen. Weltweit werden vor allem die Streitigkeiten mit US-Präsident Trump wahrgenommen. Der beharrt bislang auf seiner Forderung einer Grenzmauer zwischen beiden Staaten, um den Grenzübertritt von Lateinamerikanern ohne gültige Papiere zu stoppen. Zudem will Trump die Freihandelsverträge zwischen den USA, Mexiko und Kanada neu aushandeln, am liebsten bilateral. Und er will nach Mexiko abgewanderte Arbeitsplätze, vor allem in der Autoindustrie, zurückholen.
López Obrador warf Peña Nieto vor, die mexikanischen Interessen nicht aggressiv genug zu vertreten. Doch auch im Land selbst ist das Thema Migration umstritten. Während viele Hilfsorganisationen und Kirchenvertreter der mexikanischen Regierung vorwerfen, ihrerseits gegen Flüchtlinge aus Mittelamerika unmenschlich vorzugehen und deren Rechte zu missachten, wächst in der Bevölkerung die Ablehnung der meist in Richtung USA durchreisenden Migranten.
Für das künftige Verhältnis zu den USA wird entscheidend sein, welche Position López Obrador in der Migrationsfrage einnimmt, sowohl an der Südgrenze zu Mittelamerika als auch im Norden zu den USA. Menschenrechtsorganisationen hoffen im Falle seines Wahlsiegs auch auf einen Kurswechsel in der juristischen Aufarbeitung schwerer Menschenrechtsverletzungen im Anti-Drogen-Kampf durch Armee und Polizei.
Überregional wurde López Obrador bekannt, als er 1996 Proteste gegen den staatlichen Ölkonzern Pemex anführte. Damals verlangten Kleinbauern und Fischer Entschädigungen, und der junge Politiker beteiligte sich daran, Zufahrtswege von Erdölbohrungen sowie deren Installationen zu blockieren. Als Wahlsieger und Präsident hätte er künftig großen Einfluss auf die Ausrichtung des Mineralölkonzerns – und damit auf die Preisgestaltung des Treibstoffmonopolisten. Die Preispolitik hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Protesten geführt.
Die jüngsten Umfragen sagen einen klaren Sieg López Obradors voraus: Der Linkspolitiker führt mit 49,6 Prozent weit vor den Vertretern der klassischen Parteien: Ricardo Anaya (27 Prozent) und José Antonio Meade (23 Prozent). Auch im Parlament könnte die Morena-Bewegung auf eine Mehrheit kommen. Für Mexikos Politik wäre das ein Neuanfang. Die Probleme sind wahrlich groß genug.
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