Allerdings offenbart der Fall Risse in der Kommandostruktur der ehemaligen Guerilla, die inzwischen eine politische Partei ist. Dass sich zudem ein Familienangehöriger der Nummer zwei der FARC, Ivan Marquez – der ebenfalls im Fokus der Ermittler steht – mit den US-Behörden einigte und in den USA gegen Santrich aussagen will, zehrt an den Nerven der FARC-Spitze. Dessen Aussagen dürften politische Sprengkraft haben.
Das alles könnte den zunehmenden Entfremdungsprozess der FARC-Basis, die weiter in den Übergangslagern auf eine berufliche Zukunft hofft und sich vom Staat als auch ihrer politischen Führung im Stich gelassen fühlt, weiter vorantreiben. Während die FARC-Führung mit garantierten Sitzen im Parlament versorgt ist, wächst an der Basis die Ungeduld angesichts fehlender Perspektiven.
FARC-Sprecher Marquez kritisierte das Vorgehen der Behörden scharf. Die Verhaftung Santrichs sei der bislang schwerste Rückschlag für den Friedensprozess. Allerdings ist seine Position hinter FARC-Chef „Timochenko“ durch die Korruptionsermittlungen gegen seinen Neffen stark geschwächt.
Geschwächt wird die Position der FARC in der kolumbianischen Gesellschaft auch durch einige blutige Anschläge von Dissidenten. So wird einer abtrünnigen Splittergruppe der FARC die Ermordung von drei Mitarbeitern der ecuadorianischen Tageszeitung „El Comercio“ im kolumbianisch-ecuadorianischen Grenzgebiet angelastet.