Frage: Was müsste noch geschehen?
Schick: Es müssen Arbeitsplätze geschaffen werden. Die vielen jungen Menschen sehen ohne Arbeitsmöglichkeiten keine Zukunft für sich in ihrem Land. Dazu ist auch die Ausbildung im dualen System eine wichtige Hilfe. Die Regierung in Bagdad und die Regionalregierungen müssen dabei – unterstützt von der internationalen Gemeinschaft – ihre Aufgaben erfüllen. Wichtig ist auch die Verbesserung der Sicherheitslage, damit die Menschen leben und wirken können. Das gilt auch besonders für Bagdad.
Frage: Sie haben angekündigt, dass die deutschen Bischöfe die Christen im Irak weiter unterstützen wollen. Was ist dabei konkret geplant?
Schick: Wir waren mit Caritas international, Missio, dem Kindermissionswerk, Kirche in Not, Misereor unterwegs. Wir haben gesehen, dass auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden muss. Unsere pastoralen Hilfswerke können beim Aufbau der Kirchen und pastoralen Strukturen Hilfe leisten. Schulen, Krankenhäuser und Gemeinderäume müssen wieder erstehen. Nötig sind auch die sozialen und politischen Strukturen. Wir wollen bei allen diesen Notwendigkeiten für den Wiederaufbau Hilfestellung geben. Letztlich müssen aber die Iraker ihre Gesellschaft wieder aufbauen. Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe.
Frage: Welche Bedeutung haben Christen für die Zivilgesellschaft?
Schick: Sie sind für das Land ganz wichtig. Sie bringen den Geist der gleichen Würde von allen Menschen, die Menschenrechte für alle, den Einsatz für das Gemeinwohl, und die Werte der Gerechtigkeit, des Friedens, der Einheit und Solidarität ein, die für den Aufbau einer Gesellschaft unabdingbar sind. Für die Zukunft des Irak ist es wichtig, dass die Christen im Land bleiben.
Frage: Welche Zukunft sehen Sie für die Christen in dem Land? Es sind viele Menschen vor dem Terror des „Islamischen Staates“ geflohen.
Schick: Ja, die Zahl der Christen ist stark zurückgegangen. Wenn die Sicherheitslage nicht bald besser wird und in absehbarer Zeit nicht Zukunftsperspektiven geschaffen werden, ist zu befürchten, dass noch mehr Christen das Land verlassen. Sie sind eine Minderheit, gehören zu denjenigen im Irak, die gut ausgebildet sind und eine tragende Rolle beim Wiederaufbau der Gesellschaft übernehmen können. Sie haben auch gute internationale Beziehungen. Wenn die Christen noch mehr auswandern, wird es schwierig für die Zukunft des Irak. Sie sind ein Sauerteig in der Gesellschaft, der für das Backen des täglichen Brotes unerlässlich ist.