
Misereor und Amnesty: Menschenrechtslage in Kolumbien kritisch
Kolumbien ‐ Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla in Kolumbien ist die Menschenrechtslage nach Einschätzung von Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen weiter kritisch.
Aktualisiert: 23.11.2017
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Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla in Kolumbien ist die Menschenrechtslage nach Einschätzung von Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen weiter kritisch.
Das Bischöfliche Entwicklungshilfswerk Misereor kritisierte, vor allem dort, wo der Staat über Jahrzehnte keine Präsenz gezeigt habe, habe die FARC ein Vakuum hinterlassen. Paramilitärische Gruppen, die ebenfalls linke ELN-Guerilla, organisierte Kriminalität und ehemalige FARC-Angehörige kämpften jetzt dort um Einfluss, sagte die Kolumbien-Expertin des Hilfswerks, Susanne Breuer, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Bogota.
Die Gefahr für Akteure, die sich für eine Verbesserung der Menschenrechtslage einsetzen, sei eher noch größer geworden, so Breuer mit Blick auf eine Mordserie an rund 120 Menschenrechtlern in diesem Jahr. Um Menschenrechtler künftig besser zu schützen, müsse ihre Arbeit legitimiert und die Straflosigkeit beendet werden.
Um den am 24. November 2016 geschlossenen Friedensvertrag zu einem Erfolg zu machen, müsse der Staat in Bildung, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit investieren und die Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts weiter vorantreiben. Hier gebe es bereits erste Erfolge, so Breuer. „Es gibt eine Aufbruchsstimmung, die in vielen Regionen zu spüren ist, in denen es vorher bewaffnete Auseinandersetzungen gab.“
Auch die FARC trage eine Mitverantwortung für den Friedensprozess und müsse zur Wahrheitsfindung bei den eigenen schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit beitragen.
Amnesty betonte in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht, in einigen Landesteilen wie der Region Choco seien Behörden und staatliche Sicherheitskräfte praktisch nicht präsent. Kinder und Jugendliche werden den Angaben zufolge von bewaffneten Gruppen rekrutiert. Zudem sei sexualisierte Gewalt nach wie vor weit verbreitet. Amnesty forderte, die im Friedensabkommen zugesagten Landrückgaben, Entschädigungen und den Schutz der Bevölkerung umzusetzen. „Hier muss der Staat Präsenz zeigen und konsequente Maßnahmen einleiten.“
© KNA