Außerdem beruft sich die Initiative auf das päpstliche Rundschreiben „Populorum progressio“ von 1967, in dem Paul VI. (1963-78) den Friedensauftrag der Kirche in einer globalisierten Welt umschrieben hat. Mit ihrem Schlüsselsatz „Entwicklung bedeutet Frieden“ sei die Enzyklika ein „programmatisches Manifest des kirchlichen Sendungsauftrags im Zeitalter der Globalisierung“.
Angesichts vielseitiger Krisen, demagogischer Strömungen, gegenseitigen Hasses und ungerechter Verteilung müsse „Bildung menschlicher werden“, fordert die Kirche. Gegen unterschiedliche ideologische Strömungen müsse die einzelne Person in ihren lebendigen, wechselseitigen Abhängigkeiten zur Gemeinschaft in den Mittelpunkt gestellt werden.
Zudem habe der Mensch paradoxerweise in Naturwissenschaft und Technik zwar wichtige Ziele erreicht; es mangele aber an „Visionen für ein öffentliches Miteinander“. Dafür benennt die Orientierungshilfe, die auf Ostern 2016 datiert ist, aber erst jetzt vorgestellt wurde, verschiedene Punkte. Der Vorrang der Erziehung in der Familie vor anderen Bildungseinrichtungen, die diese unterstützen und respektieren soll, kann durchaus als Spitze gegen manche westliche Bildungspläne gewertet werden.
Eine menschlichere Bildung „erwartet von den Lehrenden nicht nur, dass sie lehren, und von den Lernenden nicht nur, dass sie lernen, sondern spornt jeden an, im Sinne des solidarischen Humanismus zu leben, zu lernen und zu handeln.“ Zwischen den Schulen brauche es Orte der Begegnung, in Freiheit und Gleichheit, um Bürger mit einer angemessenen Dialogkultur heranzubilden.
Auch wenn moderne Gesellschaften die Kirche mitunter für bedeutungslos hielten, habe sie diese mit Werten und Grundsätzen versorgt. Die Kirche habe damit weiter die Verantwortung, mit ihrem spezifischen Erbe an Wahrheit und Werten zum Aufbau eines solidarischen Humanismus beizutragen.
So distanziert sich die Kirche vom Mythos eines „der Vernunft und Freiheit notwendig innewohnenden Fortschritts“. Stattdessen setzt sie in ihrem Glauben und ihrer Hoffnung auf die Liebe: „Hoffnung zu globalisieren ist der spezifische Sendungsauftrag der Erziehung zum solidarischen Humanismus“, heißt es in dem Dokument.
Diese Erziehung soll so inklusiv sein, dass nicht nur die Menschen allerorten auf der Welt die Chance haben, sich am Aufbau der Gesellschaft zu beteiligen. Sie solle auch sowohl künftige Generationen mit einbeziehen – Stichwort Nachhaltigkeit – wie auch frühere Generationen, auf deren Leben das heutige fußt – Stichwort: Geschichts- und Traditionsbewusstsein.
Um all das umzusetzen empfiehlt die Kirche schulische und akademische „Netzwerke der Kooperation“. An diesen seien unter anderem Berufsgruppen, Unternehmen und Künste zu beteiligen. In diesem Sinn richtet sich die jüngste Vatikan-Initiative nicht nur an Verantwortliche in katholischen Bildungseinrichtungen, sondern auch an die Zivilgesellschaft und internationale Organisationen.