70 Jahre nach Indiens Unabhängigkeit seien Strukturen der Ausbeutung und Diskriminierung nach wie vor vorhanden. „Heute leben wir in einem Neokolonialismus, in dem die Reichen und Mächtigen über den Rest herrschen.“ Auch die aktuelle Regierung stamme aus dieser Gesellschaftsschicht. Am 15. August 2017 feiert Indien 70 Jahre Unabhängigkeit von der britischen Besatzung.
Als besonders gefährlich beurteilt der Jesuit den Einfluss der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP auf die gesellschaftliche Vielfalt des Landes. „Es wird öffentlich Stimmung gegen Christen und Muslime gemacht“, sagt Prakash. So gebe es das sogenannte Heimkehr-Programm, das Menschen, die zum Islam oder Christentum konvertiert seien, zwinge, wieder zum Hinduismus zurückzukehren. Religiöse Minderheiten, aber auch Angehörige der niederen Kasten und die indigene Bevölkerung würden wie Bürger zweiter Klasse behandelt.
Eine der größten Errungenschaften nach der Unabhängigkeit sei hingegen Indiens Verfassung gewesen, die auf den Werten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit beruhe. „Dass in Indien aber alle friedlich leben können, wird heute leider mehr und mehr zum Mythos“, sagt Prakash.
© Missio