Die Kirche aus einem Katakombendasein geführt
Husar habe die Kirche aus dem Katakombendasein, zu dem sie in der Zeit der Verfolgung gezwungen gewesen sei, herausgeführt und ihr nicht nur neue Strukturen, sondern auch neue Glaubensfreude gegeben, schrieb Franziskus. Trotz Alter und Krankheit habe seine Präsenz im Volk noch zugenommen. So habe sich Husar regelmäßig als „Lehrer der Weisheit“ vor allem zugunsten der Leidenden und Entwürdigten zu Wort gemeldet. Über konfessionelle Unterschiede hinweg hätten sich viele Ukrainer durch ihn repräsentiert, angefragt und getröstet gefühlt, so der Papst.
Franziskus nannte Husar einen „leidenschaftlichen Ukrainer“ mit menschlicher Wärme und einem außerordentlichen Draht zu den Jugendlichen. Viele Trauernde in der Ukraine spürten, dass der Kardinal nach seinem „konsequenten und glaubwürdigen Leben“ auch über den Tod hinaus sein „noch immer leidendes, von Gewalt und Unsicherheit gezeichnetes Volk“ beschütze.
Eine zweite Würdigung des Verstorbenen durch den Papst ist ungewöhnlich
Der Papst hatte bereits kurz nach Bekanntwerden der Todesnachricht ein Beileidstelegramm an Schewtschuk adressiert. Eine zweite ausführliche Würdigung anlässlich der Beerdigung ist ungewöhnlich.
Husar, der lange im Exil in den USA und in Italien lebte, war im Januar 2001 von der Synode der ukrainisch-katholischen Kirche zum Großerzbischof von Lviv und damit zum Kirchenoberhaupt gewählt worden; nur einen Monat später erhielt er die Kardinalswürde. Die gewichtigste Entscheidung in Husars Amtszeit war 2005 die Verlegung des Hauptsitzes seiner Kirche in die Hauptstadt Kiew. Das stürzte die Beziehungen zum orthodoxen Moskauer Patriarchat in eine schwere Krise. Kiew gilt als Wiege der russischen Orthodoxie. Das eigentlich auf Lebenszeit gewählte Oberhaupt trat im Februar 2011 aus Gesundheitsgründen zurück.
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