Deutliche Unterschiede bei der Entwicklung der Katholikenzahlen zeigen sich in der kontinentalen Betrachtung: Den prozentual größten Zuwachs verzeichnete Afrika mit 19,4 Prozent mehr Katholiken seit 2010. Die Lage in Europa beschrieb der Vatikan als stabil. In den fünf Jahren bis 2015 stieg die Zahl getaufter Katholiken um 800.000 auf knapp 286 Millionen, das entspricht einem Plus von weniger als 0,3 Prozent. Im Vergleich zu 2014 sank die Zahl jedoch um 1,3 Millionen. Die mittelfristige Stagnation sei auf die allgemeine demografische Entwicklung in Europa zurückzuführen, hieß es.
Zahlenstärkste katholische Nation ist Brasilien mit 172,2 Millionen, gefolgt von Mexiko (110,9 Millionen), den Philippinen (83,6 Millionen) und den USA (72,3 Millionen). Danach kommen Italien (58,0 Millionen), Frankreich (48,3 Millionen) und Kolumbien (45,3 Millionen). Spanien (43,3 Millionen) liegt dicht vor dem Kongo (43,2 Millionen), Platz zehn belegt das Heimatland des Papstes, Argentinien (40,8 Millionen). Allein diese zehn Länder repräsentieren mehr als die Hälfte aller Katholiken weltweit (717,9 Millionen bzw. 55,9 Prozent).
Zahl der Priester wächst in Asien und Afrika
Die Zahl der Priester stieg seit 2010 zwar um 0,83 Prozent auf 415.656, ging gegenüber 2014 aber erstmals wieder leicht zurück. Maßgeblich ist laut dem Vatikan vor allem der Schwund in Europa. In den vergangenen fünf Jahren sank dort die Zahl der Geistlichen um 5,8 Prozent; bei den Studierenden mit Ziel Priesteramt büßte Europa sogar 9,7 Prozent ein (jetzt 18.579 Seminaristen). Afrika und Asien hingegen erlebten kräftige Zuwächse bei amtierenden Priestern (17,4 bzw. 13,3 Prozent); beide Kontinente stellen zudem mehr als die Hälfte (54,6 Prozent) der 116.843 Seminaristen weltweit.
Zahl der Ordensfrauen steigt besonders in Afrika
Analog die Entwicklung bei Ordensleuten: Die Zahl der Ordensmänner ohne Priesterweihe ging seit 2010 leicht (um 0,8 Prozent) auf 54.229 zurück, die der Ordensfrauen gar um 7,1 Prozent auf 670.320. Auch hier verzeichnen Afrika und – abgeschwächt – Asien einen gegenläufigen Trend, vor allem bei den weiblichen Orden. So kann Afrika aktuell 71.567 Ordensfrauen vorweisen, 7,8 Prozent mehr als vor fünf Jahren.
Europa hat die meisten Bischöfe
Die Zahl der Bischöfe vergrößerte sich im gleichen Zeitraum um 3,9 Prozent auf 5.304; überdurchschnittlich war der Zuwachs in Asien (5,4 Prozent) und Europa (4,2 Prozent), niedriger in Amerika (3,7 Prozent) und Afrika (2,3 Prozent). Im Verhältnis zur Gläubigenzahl weist Europa die meisten Bischöfe auf: 31,6 Prozent aller Oberhirten sorgen sich um 22,2 Prozent aller Katholiken. Hingegen steht Süd- und Nordamerika mit 49 Prozent der Gläubigen 37,4 Prozent der Bischöfe zur Verfügung; in Afrika mit 17,3 Prozent aller Katholiken sind es 13,4 Prozent der Bischöfe.
Positive Zahlen aus der westlichen Welt gibt es vor allem bei den Ständigen Diakonen. Global wuchs deren Zahl in dem betrachteten Fünfjahreszeitraum auf 45.255; der Anstieg von 14,4 Prozent verdankt sich hauptsächlich Europa und den beiden Amerikas, wo 98 Prozent aller Diakone tätig sind. Ansonsten fällt die Bilanz der Vatikan-Statistik eindeutig aus: Afrika bleibe „die geografische Region mit dem größten Potenzial“.
Von Burkhard Jürgens, Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)
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