Müller sieht fairen Handel als „entscheidenden“ Punkt. Bei seinen Besuchen in afrikanischen Ländern habe er gesehen, dass am Anfang der Wertschöpfungskette etwa von Kaffee oft keine existenzsicheren Löhne bezahlt würden. „Eine Million Kinder arbeiten in den Kaffeeplantagen Westafrikas“, kritisierte er. Sklavenähnliche Bedingungen und keine Verantwortungsübernahme der Europäer am Ende der Wertschöpfungskette seien exemplarisch für den Handel. „Wir leisten uns Luxus auf dem Rücken der Menschen vor Ort“, so Müller. „Wir müssen hier neu teilen lernen.“
Der Marshallplan könne ein Gesamtkonzept der EU für eine langfristige Partnerschaft mit Afrika sein, so Müller. Es gehe darum, Umweltpolitik, Landwirtschaft, Handel, Wirtschaft und Entwicklungspolitik neu zu justieren und die Afrikaner dort abzuholen, wo sie sich selbst sähen.
Gleichzeitig müsse sich Afrika an seine eigenen Grundsätze wie gute Regierungsführung, Menschenrechte und die Schaffung von Investitionsgrundlagen erinnern. „Wir müssen den Afrikanern klar sagen: Wir erwarten mehr von euch“, so der Entwicklungsminister. Wo Korruption bekämpft werde, gebe es auch „enorme“ Entwicklungssprünge. Mit sogenannten Reform-Champions in Afrika solle verstärkt zusammengearbeitet werden.
Müller wies auch auf die „dramatische“ Situation in den Flüchtlingslagern in Libyen hin. Er wolle sich dafür einsetzen, dass das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) befähigt werde, diese Lager auf internationalen Standard zu bringen.
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