Padilla: Joseph Enkhee Baatar ist der jüngste von drei Geschwistern. Er hat zwei ältere Schwestern. Sein Vater starb als er erst sieben Jahre alt war. Nach der Schule wollte er gleich in das Seminar eintreten, aber seine Familie, Freunde und ich rieten ihm, zuvor ein Studium abzuschließen. Er befolgte unseren Rat. Nach seinem Universitätsabschluss in Bio-Technologie an der Mongolischen Internationalen Universität sandte ich ihn ins Priesterseminar nach Daejeon in Südkorea, wo er erst Koreanisch lernte und dann acht Jahre lang studierte. Im Dezember 2014 wurde er zum Diakon geweiht und arbeitete danach in Korea und in der Mongolei.
Sein fester Glaube, seine Beharrlichkeit und sein starker katholischer Hintergrund sind Faktoren, die ihn den priesterlichen Weg einschlagen ließen. Seine Liebe zu Gott ist tief und seine Hingabe, anderen zu dienen, besonders den Armen, ist außergewöhnlich beeindruckend.
Frage: Was für Reaktionen erhielten Sie nach der Ankündigung, dass der erste einheimische Priester geweiht werden wird?
Padilla: Große Freude und Dankbarkeit waren die vorherrschenden Reaktionen. Die Freude über diese seltene Nachricht, dass der erste Mongole zum katholischen Priester geweiht wird, verbreitet sich in den kirchlichen Gemeinschaften wie ein Lauffeuer. Auch von außerhalb gratulierten die Leute. Sie sagten: „Na endlich, nach einem Vierteljahrhundert kirchlicher Präsens in der Mongolei, ist ein einheimischer Priester geboren… Gratulation!“
Frage: Gibt es schon einheimische Ordensschwestern oder Novizinnen?
Padilla: Noch gibt es keine. Die Kirche in der Mongolei ist noch eine „Baby-Kirche“. Sie beginnt gerade erst, an Stabilität zu gewinnen. Die jungen Leute in unserer Kirche sind erst in den vergangenen zehn Jahren getauft worden. Da es keine katholische oder christliche Umgebung gab, ist der christliche Glaube für die Menschen neu. Im Moment gibt es nur wenige Familien, in denen alle getauft sind. Unsere Strategie ist es, Priester für die lokale Kirche zu formen und nicht Mitglieder für die Orden. Frauen können in eine Schwestern-Kongregation eintreten, da es hier bislang keine lokale Gruppe von Schwestern gibt. Es gibt bereits Interessenten, die Priester oder Schwestern werden wollen. Zurzeit haben wir einen jungen Mann, der in seinem vierten Jahr im Seminar in Daejeon studiert. Eine junge Frau ist in der Phase der Entscheidungsfindung, ob sie ihrem Wunsch Schwester zu werden, folgen soll.
Frage: In welcher Weise kann Missio die einheimischen Berufungen unterstützen?
Padilla: Finanzielle Unterstützung ist uns sehr willkommen, denn wir müssen diejenigen, die den Wunsch haben Priester oder Schwestern zu werden, ins Ausland schicken. Wir haben hier nicht die Möglichkeiten, sie auszubilden. Es gibt keine Fakultät. Für all ihre materiellen Bedürfnisse muss die Apostolische Präfektur in Ulan Bator aufkommen. Doch vor allem brauchen sie unsere spirituelle Unterstützung durch Zuspruch und Gebete.
Frage: Wer sind die mongolischen Katholiken? Was für einen Hintergrund haben sie?