Referenten aus dem Libanon und Mali berichteten aus der Praxis
Beispiele aus der weltkirchlichen Praxis bereicherten die Jahrestagung. „Es geht um mehr als nur Dialog, es geht um umfassende Beziehungen auf der Basis gemeinsamer Menschen- und Bürgerrechte“, sagte Pater Prof. Dr. Fadi Daou, Präsident der in Beirut (Libanon) ansässigen „Adyan“-Stiftung zur Förderung des interreligiösen Dialogs. Die ebenfalls aus dem Libanon angereiste muslimische Theologin Dr. Nayla Tabbara formulierte Ansätze einer islamischen Theologie der anderen Religionen, die sie aus einer Zusammenstellung aller relevanten Koranstellen ableitete: „Diversität ist der Wille Gottes“, so Dr. Tabbara. Pater Adrien Sawadogo MAfr aus Mali berichtete von einer Erosion des traditionellen afrikanischen Islam, die er als „Entafrikanisierung“ bezeichnete. Dadurch gehe, so der Direktor des Instituts für Christlich-Islamische Bildung in Bamako, der gastfreundliche und tolerante Charakter des afrikanischen Islam verloren. Durch den Einfluss eines puristischen und rigoristischen Islam arabischer Prägung würden der soziale Zusammenhalt und das bislang gute Zusammenleben von Christen und Muslimen gefährdet.
Aktuelle Stunde zur Situation in Syrien und im Irak
In einer aktuellen Stunde wurde die momentane Situation in Syrien und im Irak beleuchtet. Dr. Oliver Müller (Caritas international, Freiburg), Erzbischof Schick und Prof. Dr. Harald Suermann (Missionswissenschaftliches Institut, Aachen) berichteten über ihre jüngsten Reisen in die Region. Hervorgehoben wurden das Engagement internationaler katholischer Hilfsorganisationen vor Ort sowie die enormen Kraftanstrengungen der lokalen christlichen Gemeinden bei der Unterstützung der vielen Flüchtlinge.
Beim Festgottesdienst zum Hochfest Peter und Paul wurde besonders der Opfer der Terroranschläge vom vergangenen Montag in dem von Christen bewohnten libanesischen Dorf al-Qaa sowie des gestrigen Anschlags am Flughafen in Istanbul gedacht. Erzbischof Schick verurteilte die Anschläge als barbarische Akte der Gewalt. Christen und Muslime seien aufgerufen, sich gemeinsam jeglichen Verbrechen entschieden entgegen zu stellen, die unter missbräuchlicher Berufung auf Gott begangen würden. Auch hier spiele der Dialog eine wichtige Rolle, so Erzbischof Schick in seiner Predigt. „Im Dialog wächst die Anerkennung der Würde eines jeden und seiner Rechte. Im Dialog entwickeln sich Frieden und Liebe.“
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