In dem 249 Seiten dicken Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie heißt es zudem, dass aus Deutschlands Stärke auch seine Verpflichtung folge, Verantwortung für Menschen in anderen Ländern wahrzunehmen. Dies liege langfristig im nationalen Interesse. „Denn in einer von der Globalisierung geprägten, vernetzten Welt sind auch die entlegensten Gegenden der Welt ‚nebenan‘.“
Die Flüchtlingskrise habe deutlich gezeigt, wie nah einem die Menschen aus Ländern würden, die bis vor kurzem weit entfernt schienen, sagte Merkel weiter. Die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes für eine weltweite nachhaltige Entwicklung sei daher dringender denn je. „Es ist noch nicht vorgezeichnet, wie lebenswert die Welt ist, die wir einmal unseren Kindern und Enkeln hinterlassen.“
Kanzlerin plädiert für europäische Nachhaltigkeitsstrategie
Die Kanzlerin appellierte vor diesem Hintergrund auch an Europa. Jeder müsse sich dafür einsetzen, Fluchtursachen zu bekämpfen. Es brauche eine europäische Nachhaltigkeitsstrategie. Auf der anderen Seite müssten auch Bund, Länder und Kommunen besser kooperieren als bislang.
Die Kanzlerin hob in ihrer Rede zudem die individuelle Verantwortung zur Nachhaltigkeit hervor. Jeder Einzelne müsse sich fragen, ob „unsere Entscheidungen enkeltauglich oder zumindest mal kindertauglich“ sind. Schon wer sehe, dass allein der Geburtsort über Lebenschancen entscheide, sei zum Nachdenken angeregt.
Der Nachhaltigkeitsrat selbst will die Umsetzung der nationalen Strategie künftig mit neuen länderübergreifenden Netzstellen unterstützen. Die vier regionalen Stellen sollten das Engagement der Zivilgesellschaft besser mit der Politik verknüpfen, sagte die Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrates, Marlehn Thieme. Dafür habe der Bund im vergangenen Jahr zehn Millionen Euro für fünf Jahre zugesagt. Die Stellen sollen den Angaben nach ihre Arbeit ab September aufnehmen.
Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland und Vizeratsvorsitzende, Olaf Tschimpke, ergänzte, dass es wichtig sei, die Strategie auch auf die kommunale Ebene herunterzubrechen. „Wir hatten bisher das Problem, dass die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes selten nach unten übersetzt worden ist.“ Die Weltgemeinschaft und Deutschland hätten noch eine Menge an Aufgaben vor sich, so Tschimpke.
Von Anna Mertens (KNA)
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