Experten befürchten Kosten in Milliardenhöhe
Chronische und nicht übertragbare Erkrankungen wie Diabetes werden in Indien bis 2030 mit umgerechnet mehr als 2,6 Milliarden Euro zu Buche schlagen, befürchtet Thriveni Beerenahally vom Institute of Public Health in Bangalore. Das sei 35 Mal so viel wie die jährlichen Ausgaben für das Gesundheitssystem. Bereits jetzt klagen die Experten der Misereor-Partnerorganisationen über Mängel gerade bei der Versorgung von Patienten aus einem sozial schwachen Umfeld. Bei vielen bleibe die Krankheit lange Zeit unerkannt; jeder dritte Erkrankte bleibt nach Schätzungen der IDF unentdeckt. „Sie erblinden früher oder später, verlieren Gliedmaße oder werden nierenkrank“, sagt CHAI-Vertreter Valsangkar. Männer „in ihren produktivsten Jahren“ seien nicht mehr arbeitsfähig.
Zusätzliche Belastungen für den Staat, der offenbar gegensteuern will. Der Oberste Gerichtshof in Delhi mahnte bereits im vergangenen Jahr, die Ausgabe von Junk Food an Schulen müsse deutlich eingeschränkt werden. Behörden sollen Richtlinien für eine ausgewogenere Ernährung erarbeiten, Lebensmittelampeln in den Schulkantinen zu gesunder Ernährung anhalten. Ferner ist ein Werbeverbot für Pizza, Burger und Süßigkeiten im unmittelbaren Umfeld von Schulen im Gespräch. Künftig dürften auch Reformen im Gesundheitswesen unumgänglich sein.
Immerhin: Die Mediziner auf dem Subkontinent sind zunehmend sensibilisiert. Bis vor wenigen Jahren hätten die Teilnehmer von internationalen Diabetes-Kongressen mit einem Fähnchen einen der Staaten Europas oder Nordamerikas markiert, wenn sie nach ihrer Herkunft befragt wurden, erinnert sich Markus Menzen. „Inzwischen stecken die meisten Pins bei China und Indien.“
Von Joachim Heinz (KNA)
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