Scharfe Kritik übte der Bischof an den großen Staudammprojekten. Wasserkraft werde als saubere Energie gepriesen. „Was heißt da sauber, wenn tausende Familien ihren Grund und Boden verlieren und bestenfalls in enge Fertigteilhäuschen zwangsumgesiedelt werden?“ Menschen würden als Objekte behandelt, die Subjekte dagegen seien die Energieprojekte, die letztendlich nur der Industrie nutzten, dem Export dienten, beklagte der Amazonas-Bischof.
„Die brasilianische Regierung, auch viele Schichten der Gesellschaft, denken an Fortschritt und Entwicklung rein im ökonomischen Sinn“, kritisierte der Bischof in der vergangenen Woche im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Also Fortschritt bedeutet, dass das Bruttosozialprodukt wächst und die Exportfähigkeit von Brasilien zunimmt, das Land interessanter wird für ausländische Investoren."
Für ihn dagegen sei Fortschritt, wenn die Lebensqualität wachse, betonte Kräutler. „Ich frage mich: Wie geht es unserem Volk? Wie schaut es in unseren Schulen aus, in unseren Krankenhäusern, wie ist es um die öffentliche Sicherheit bestellt?“ Hier müsse Kirche, müsse ein Bischof seine Finger in die Wunden legen, ist er überzeugt.
Hofmann: Die weltweite Ungerechtigkeit darf uns nicht kalt lassen
An die Verantwortung der Europäer für das Schicksal der Menschen erinnerte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann in dem Eröffnungsgottesdienst zur Fastenaktion. Aus politischen und wirtschaftlichen Interessen sei anderen Völkern gegenüber viel Unrecht geschehen und es geschehe zum Teil immer noch. Dieses Unrecht sei auch für die instabilen Verhältnisse in Afrika, Südamerika und im Nahen Osten verantwortlich. „Die weltweiten Ungerechtigkeiten, die sich in brutalen Aktionen gegen die oft einfachen Menschen richten, dürfen uns nicht kalt lassen“, mahnte Hofmann.