Auch wenn nach dem Konzil noch weitere 500 Bischöfe den Pakt unterzeichneten, ist er danach lange Zeit in Vergessenheit geraten. Der Theologe Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik aus Münster hat sich intensiv mit der Aufarbeitung des Katakombenpakts beschäftigt. Über die Vorgeschichte und die Entstehung der Gruppe „Kirche der Armen“ sprach er mit Radio Vatikan: „Das war eine Gruppe, die sich gebildet hatte aus Konzilsvätern, die merkten, dass die Frage der Kluft zwischen Armut und Reichtum – Armut heißt nicht etwas weniger besitzen als andere, sondern Armut heißt vor der Zeit sterben müssen –, dass diese Kluft die brennende, zentrale Frage für die Kirche sein müsse und dass die Kirche sich vor allem an den Armen zu orientieren habe.“
Die Resonanz im Konzil für den Aufbruch der Gruppe „Kirche der Armen“ sei nicht besonders groß gewesen, so Arntz. So wollten die Bischöfe mit dem Katakombenpakt in ihrem eigenen Leben mit der Reform beginnen: „Wir beschließen, dass wir uns an 13 Selbstverpflichtungen orientieren wollen, die einem einfachen Lebensstil geschuldet sind, und haben das unter die Überschrift gesetzt: Für eine dienende und arme Kirche. Das heißt, sie haben gleichzeitig Position bezogen gegen eine herrschaftliche und reiche Kirche.“
Bischof Kräutler: Katakombenpakt auch heute noch richtungsweisend
Ein entschiedener Gegner einer solchen Kirche voller Prunk ist auch Bischof Erwin Kräutler. Der gebürtige Österreicher wirkt seit 1980 als Bischof in der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens, Xingu. Er hätte den Katakombenpakt sofort unterschrieben. Und er sieht ihn auch für heute noch als richtungsweisend an. Kirchliche Würdenträger müssen anders werden, so Kräutler im Gespräch mit Radio Vatikan: „Ich meine, wir müssen viele Dinge einfach ablegen. Wenn ich Bruder sein will, dann kann ich ja nicht anders daherkommen als meine Geschwister. Dann bin ich irgendwie wieder ein Außenstehender. Und das meine ich, will der Katakombenpakt eben nicht und Jesus wollte das nicht. Jesus ist aller Bruder gewesen und ist zu den Menschen gegangen.“