In den Anfängen von Solwodi hat Schwester Lea kenianische Frauen in der Prostitution beraten, mit ihnen nach Auswegen gesucht. Auch jetzt versucht sie, unbürokratisch zu helfen: Sie hört zu, die Mitarbeiter helfen bei Anträgen für Sprachkurse, informieren über das Alltagsleben in Deutschland. „Vieles läuft zu bürokratisch“, kritisiert die Ordensschwester. „Die helfende Hand steht sich dadurch selbst im Weg.“
Auch für das Fluchthaus stehen noch ein paar Formalia aus, etwa was die langfristige Finanzierung betrifft. Renoviert und aufgeräumt ist es bereits, zwei Einzel- und ein Doppelzimmer plus Gemeinschaftsbad und Wohnzimmer stehen bereit. Derzeit wohnen dort Susan und Ruth aus Eldoret in Kenia. Sie sind nicht geflüchtet, sondern haben in Deutschland einen Fußball-Trainerschein gemacht. 40 Solwodi-Teams gibt es in ihrer Heimat inzwischen, fast alle Spielerinnen haben Gewalt oder Armutsprostitution erlebt.
Den beiden Kenianerinnen gefällt es im Mittelrheintal. „Everthing is nice in Germany“, sagen sie und lachen, alles sei schön in Deutschland. Dabei ist ihre vorübergehende Unterkunft schlicht eingerichtet, mit Lampen und Möbeln aus Wohnungsauflösungen: viel Eiche rustikal, Vorhänge mit dicken Quasten, ein zierliches Zuckerdöschen auf dem Wohnzimmertisch. „Aber im Vergleich zu vielen Flüchtlingsheimen ist es doch ein Glücksgriff“, sagt Solwodi-Pressereferentin Ruth Müller.
Einen festen Plan für die künftigen Bewohnerinnen gibt es nicht, sagt Schwester Lea. Sie will weiterhin mit jeder Einzelnen ihre Lage besprechen und ihren persönlichen Weg begleiten. Und weiter kämpfen gegen die Prostitution. „Deutschland ist zum Jahrmarkt Europas geworden“, sagt sie. Alleinstehende Frauen auf der Flucht könnten zu einer „leichten Beute“ für Menschenhändler werden. „Da müssten wir Frauen alle auf die Barrikaden gehen“, meint sie.
Von Paula Konersmann (KNA)
* Name geändert
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