Ihre jahrelange Arbeit hat weite Kreise gezogen und läuft in soliden Bahnen. Immer häufiger treten Frauen von sich aus an die Ordensschwester heran, suchen ihren Rat, bitten um Unterstützung. Über 7000 Frauen in 22 Dörfern konnte auf diese Weise bereits eine neue Zukunftsperspektive eröffnet werden.
Grund genug für Schwester Daphne, sich vor drei Jahren an ein neues Projekt heranzuwagen. Die Leitung von Ashankur hat sie einer Mitschwester übertragen, um im Norden Indiens wiederum Pionierarbeit zu leisten.
Schule existiert nur auf dem Papier
In Torpa im Bundesstaat Jarkhand wohnen hauptsächlich Tribals, die Ureinwohner Indiens. Ihre gesellschaftliche Ordnung unterscheide sich sehr von anderen Teilen Indiens, erklärt die Ordensfrau. Es gäbe kein Kastenwesen und die Frauen würden dort weit mehr als Teil des Stammes respektiert. Der Handel allerdings erfolge noch in weiten Teilen über Tauschgeschäfte. Es mangele an grundlegender Bildung und einer medizinischen Grundversorgung. Die Menschen würden systematisch ausgebeutet und an den Rand gedrängt. Trotz vieler Bodenschätze herrsche bittere Armut.
„Schule existiert nur auf dem Papier“, berichtet Schwester Daphne, „hin und wieder schickt die Regierung Lehrer in diese Region, die bleiben aber nur ein paar Wochen“. Die Eltern könnten ihren Kindern nicht helfen, Lesen und Schreiben hätten sie selbst nie gelernt, fügt sie an. Auch hier zeigte sie den Bewohnern Mittel und Wege, sich selbst zu organisieren und ermutigte sie, ihre Rechte bei den staatlichen Behörden einzufordern. Mittlerweile unterrichten ältere Schüler Jüngere. Jeder, der einen Beitrag leisten kann, ist in den provisorischen Klassenzimmern willkommen. In Gruppen übernimmt man gemeinsam die Kinderbetreuung und Ausbildung. Auch die Gesundheitsversorgung habe sich seither deutlich verbessert, meint sie.