
Deutschsprachiges Zentrum neben dem Petersdom vor dem Neustart
Rom ‐ Monatelang war der Campo Santo Teutonico, älteste deutsche Nationalstiftung in Rom, ohne Rektor. Am Sonntag tritt Peter Klasvogt sein Amt offiziell an. Seine Devise: das Potenzial des einmaligen Ortes neu entfalten.
Aktualisiert: 12.09.2025
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Verborgen hinter Vatikanmauern liegt ein einzigartiges Zentrum deutschsprachiger Wissenschaft und Theologie: der Campo Santo Teutonico. Um den 1.200 Jahre alten idyllischen Friedhof reihen sich eine Kirche, das römische Institut der Görres-Gesellschaft und ein Priesterkolleg. Eigentümerin ist die „Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes“. Zwar scheint der Komplex auf Vatikan-Boden zu liegen, doch hat der Kirchenstaat lediglich ein Mitspracherecht, ebenso wie Italien und der deutsche Staat.
Monatelang war der Campo Santo ohne Führung; nun wird am Sonntag (14.09.) der neue Rektor Peter Klasvogt ins Amt eingeführt. „Ich weiß, dass ich willkommen bin und sich viele freuen, aber ich will dann auch richtig loslegen“, sagt der hochgewachsene Geistliche, den auch 30 Grad im Schatten nicht aus der Fassung bringen - gute Voraussetzungen für den neuen Manager der ältesten deutschen Nationalstiftung in Rom.
Dem langjährigen Leiter zweier Bildungsakademien im Erzbistum Paderborn ist bewusst, dass das ungewöhnliche Geflecht Campo Santo Stolperfallen birgt. Sein Vorgänger, der Augsburger Priester Konrad Bestle, gab sein Amt im März 2024 nach nur einem Jahr auf. Doch Klasvogt, der der geistlichen Bewegung der Fokolare nahe steht, zeigt sich optimistisch. Für die nötigen Absprachen setzt der 68-Jährige auf Durchsetzungskraft - und Fingerspitzengefühl. „Es braucht hier eine Kultur des Miteinanders, der Achtsamkeit und des Respekts, denn da hängen ja Lebensgeschichten dran!“
Ganz oben auf Klasvogts Agenda: den Campo Santo mehr zur geistlichen und kulturellen Begegnungsstätte machen. Allein das Päpstliche Priesterkolleg birgt für ihn enormes Potenzial. Aus den aktuell zwölf Theologen will er auf Dauer etwa 20 machen - und sie zu einer echten Gemeinschaft formen. Das erwarte auch der Vatikan, so der Westfale, der seit einem Studienjahr 1981 in Frascati Italienisch spricht, Land und Leute liebt.
„Wir sind kein Hotel mit der Aura diskreter Zugangsbedingungen zum Vatikan, sondern ein Wissenschaftsort und ein Kolleg, zu dem Bischöfe ihre Priester für die Promotion oder ein Freisemester schicken können“, so Klasvogt, der das Gemeinschaftsleben mithilfe neuer Richtlinien weiter verbessern will. Verkehrssprache am Campo Santo ist Deutsch, aber einige Kollegiaten kommen aus Slowenien, Polen oder der Slowakei und sorgen für Internationalität.
Ort der Wissenschaft
Wissenschaftlich lässt sich Klasvogt vom neuen Papst anregen, der sich schon mit seinem Namen auf Leo XIII., den Schöpfer der Sozialenzyklika „Rerum Novarum“, bezogen habe. „Der Campo Santo wäre der ideale Wissenschaftsort mit Schwerpunkt Sozialverkündigung von Leo XIV., die sich sicher in seiner ersten Enzyklika zeigen wird.“ Dem Rektor schweben etwa Sommerakademien oder Foren zum Thema Sozialethik vor. Dabei kann er auf ein Netzwerk aus 350 Priestern aus Ost- und Mitteleuropa bauen, alles Absolventen der Sozialakademie, die Klasvogt 18 Jahre lang geleitet hat.
Ebenso arbeitet der promovierte Pastoraltheologe an Compliance-Regeln, also einem Verhaltenskodex für den Campo Santo. Genau wie bei Unternehmen solle eine Kultur des wertschätzenden, fairen und willkommenheißenden Miteinanders etabliert oder weiterentwickelt werden. „Das geht von den Mitarbeitenden in der Küche und im Reinigungsdienst über unsere drei Ordensschwestern aus Rumänien bis zu den Priestern und Leitungspersonen.“

Peter Klasvogt, Rektor des Friedhofs Campo Santo Teutonico, am 8. Juli 2025 in Rom (Italien).
Rot angestrichen in Klasvogts Kalender ist das 150-Jahr-Jubiläum des Priesterkollegs, das am 21. November 1876 von Anton de Waal (1837-1917) gegründet wurde. Der Rektor hofft, dass bis zum November 2026 das Bauprojekt Campo Santo vorangekommen ist. Dafür hat die Bundesrepublik Deutschland rund 16 Millionen Euro bewilligt. Der Komplex muss vor allem aufgrund von Wasserschäden renoviert, der Gästetrakt modernisiert werden.
Auch Leo XIV. hat gerade die Handwerker im Haus. Dass der Papst künftig im Apostolischen Palast in einer Art WG mit drei Augustinerbrüdern leben könnte, findet Klasvogt klasse: „Wenn wir als Priester wegen des Zölibats auf Familie verzichten, muss es eine andere Art von Familie und Gemeinschaft geben - geistlich, aber auch für ein normales Miteinander“, so der Prälat, der zwölf Jahre Regens des Paderborner Priesterseminars war.
Nun quasi als Nachbar von Leo XIV. zu leben und zu arbeiten, sieht er als Privileg. „Papst Leo muss jetzt ein neues Kapitel der Kirchengeschichte aufschlagen. Es ist eine Ehre, das sozusagen mittragen und mitschreiben zu dürfen.“