Zerstörte Häuser, Schutt- und Trümmerberge nach schweren Bombardierungen, am 3. Oktober 2024 in Beirut (Libanon).
„Es geht ums blanke Überleben“

Hilfsorganisationen sehen Libanon am Abgrund

Freiburg/Aachen  ‐ Fast 2.500 Tote, rund 11.500 Verletzte und Hunderttausende auf der Flucht. Die Lage im Libanon spitzt sich laut Angaben von Hilfsorganisationen weiter zu.

Erstellt: 24.10.2024
Aktualisiert: 24.10.2024
Lesedauer: 

Die beiden katholischen Hilfswerke Caritas international und Missio Aachen sehen den Libanon angesichts der Luftschläge aus Israel am Abgrund. Caritas international warf dem israelischen Militär am Mittwoch vor, bei Luftangriffen im Südlibanon auch Gebäude von christlichen Hilfsorganisationen zerstört zu haben. „Wir sind höchst beunruhigt, dass nunmehr wiederholt unsere Partner im Libanon Opfer militärischer Angriffe geworden sind“, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, in Freiburg. Zuletzt sei ein christliches Gemeindezentrum für Kinder und Jugendliche zerstört worden.

Müller forderte ein Ende der Bombardements. „Dieses Vorgehen fordert viele unschuldige und unbeteiligte Opfer. Das muss ebenso enden wie die anhaltende Bedrohung humanitärer Helferinnen und Helfer, Opfer militärischer Attacken zu werden.“

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Ähnlich äußerte sich Missio Aachen. Schon vor dem Krieg hätten vier von fünf Menschen im Libanon in Armut gelebt. Nun sei die Lage weitaus dramatischer. Insbesondere die Zerstörung wichtiger Teile der Wasserversorgungssysteme stelle die Arbeit von Partnerorganisationen vor große Probleme.

„Da geht es jetzt einfach nur noch ums blanke Überleben“, sagte die stellvertretende Leiterin der Missio-Auslandsabteilung, Romina Elbracht. „Die Kirche ist in vielen Ländern, in denen staatliche Strukturen überfordert sind oder nicht mehr funktionieren, ein unverzichtbarer Akteur, der die Menschen versorgen kann“, sagte die Nahost-Referentin des Hilfswerkes. Dies treffe zusehends auch auf den Libanon zu.

Nach Angaben der libanesischen Regierung starben bei den Angriffen inzwischen 2.450 Menschen, wie Caritas international erklärte. Rund 11.500 seien verletzt worden, 1,2 Millionen auf der Flucht.

Bund will 96 Millionen Euro an Hilfen für Libanon geben

Derweil hat Deutschland für die Bewältigung der Krise im Libanon Hilfsmittel in einer Gesamthöhe von 96 Millionen Euro zugesagt. Davon stelle das Bundesentwicklungsministerium rund 60 Millionen Euro für Libanon und Syrien zur Verfügung, erklärten das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium am Donnerstag in Berlin. Das Auswärtige Amt stelle 36 Millionen Euro für humanitäre Hilfe im Libanon und in Syrien bereit. In Paris findet am heutigen Donnerstag eine Libanon-Unterstützungskonferenz statt.

Die deutsche Unterstützung wird demnach unter anderem durch UN-Organisationen bereitgestellt. Ziel sei es, die Binnenvertriebenen zu erreichen und die gesellschaftliche, wirtschaftliche und institutionelle Stabilität im Libanon zu sichern. 

KNA

Mehr zum Thema