Zwölf Priester abgeschoben

Acht Priester in Foltergefängnis in Nicaragua verlegt

Managua ‐ Der Druck des sandinistischen Regimes auf die Zivilgesellschaft in Nicaragua nimmt weiter zu. Regierungskritischen Quellen zufolge wurden nun mehrere Priester in eine besonders berüchtigte Haftanstalt gebracht.

Erstellt: 18.10.2023
Aktualisiert: 13.11.2023
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In Nicaragua sind acht Priester in das gefürchtete Foltergefängnis „El Chipote“ verlegt worden. Laut einem Bericht des regierungskritischen Portals „Confidencial“ (Sonntag Ortszeit) handelt es sich um sechs Priester aus drei verschiedenen Bistümern, die Anfang Oktober verhaftet wurden, sowie zwei weitere sich bislang in Hausarrest befindliche Geistliche. Menschenrechtsorganisationen erhoben in der Vergangenheit immer wieder Foltervorwürfe gegen die Haftanstalt.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass zwölf bislang inhaftierte Priester in den Vatikan abgeschoben werden sollen. Sie wurden bereits gestern in Rom erwartet. Der Heilige Stuhl sei um die Aufnahme der Geistlichen gebeten worden, die kürzlich aus dem Gefängnis in dem mittelamerikanischen Land entlassen worden seien. „Der Heilige Stuhl hat zugestimmt, sie werden am Nachmittag von einem Beamten des Staatssekretariats empfangen und in einigen Einrichtungen der Diözese Rom untergebracht“, teilte Bruni mit.

Zuvor hatten Medien in Nicaragua berichtet, die verbannten Priester würden in den Vatikan geschickt. Nicht unter den Freigelassenen befindet sich demnach der zu einer langen Haftstrafe verurteilte Bischof Rolando Alvarez.

Die Kirche in Nicaragua, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisieren seit Jahren immer wieder in scharfer Form Menschenrechtsverletzungen der linksgerichteten Regierung von Präsident Daniel Ortega und Vizepräsidentin Rosario Murillo. Inzwischen sind fast 4.000 Nichtregierungsorganisationen verboten worden.

Die Ortega-Regierung ließ in den letzten Jahren auch kirchliche Einrichtungen und Universitäten schließen und ging gezielt gegen Kirchenvertreter vor. Mehrere Geistliche wurden verhaftet und teilweise zu langen Haftstrafen verurteilt, darunter auch Bischof Rolando Alvarez. Jüngst wurden mehr als 200 politische Gefangene ausgebürgert und in die USA ausgeflogen, darunter auch katholische Priester. Selbst das Rote Kreuz des Landes ließ das Ortega-Regime auflösen.

Derzeit deutet nichts auf ein versöhnliches Ende der innenpolitischen Spaltung Nicaraguas, die in der Vergangenheit bereits hunderte Tote bei Ausschreitungen gefordert hat. Die Ortega-Regierung weist alle Vorwürfe als „politische Kampagne“ zurück.

NACHTRAG (13.11.2023)

Nach Informationen der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) wurden zwei der zwölf Priester nicht aus politischen Gründen abgeschoben. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus kirchlichen Quellen erfuhr, die mit der Angelegenheit vertraut sind, saßen zwei der zwölf ehemaligen Häftlinge wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in Nicaragua im Gefängnis. Seit ihrer Ankunft verlautete offiziell nichts mehr über den Verbleib der Geistlichen.

KNA

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