Auf Daniel Noboa warten gewaltige Herausforderungen
Präsidentschaftswahl in Ecudor

Auf Daniel Noboa warten gewaltige Herausforderungen

Quito ‐ Daniel Noboa (35) gewinnt die Stichwahl gegen Linkskandidatin Luisa Gonzalez. Auf den Sohn einer der reichsten Familien warten riesige Herausforderungen. Die außer Kontrolle geratene Sicherheitslage ist nur eine davon.

Erstellt: 16.10.2023
Aktualisiert: 16.10.2023
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Von Tobias Käufer (KNA)

Jung-Unternehmer Daniel Noboa (35) hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Ecuador gewonnen. Auf den Mitte-rechts-Politiker, der aus einer der reichsten Familien des südamerikanischen Landes stammt, entfielen nach Auszählung rund 52,1 Prozent der ausgezählten Stimmen. Sein Vater Alvaro Noboa hatte bei insgesamt fünf Präsidentschaftswahlen vergeblich auf das höchste Amt im Staat gehofft.

Anhänger Noboas feierten am Sonntagabend vor dem Haus das Wahlsiegers in Guayaquil den Erfolg. Luisa Gonzalez (45), die Kandidatin des linksgerichteten Lagers um Ex-Präsident Rafael Correa, kam auf 47,9 Prozent der Stimmen. Sie räumte am Abend ihre Wahlniederlage ein.

In einer ersten Reaktion sagte Noboa, er werde alles dafür tun, den Bürgern des Landes ihr Lächeln zurückzugeben. Er werde sich dafür einsetzen, Arbeitsplätze und Fortschritt in ein Land zu bringen, dass alles habe, um ein weltweites Vorbild zu sein. „Heute schließen wir die Wahlkampfphase ab und morgen beginnen wir mit der Arbeit für ein Land, das von Korruption, Gewalt und Hass heimgesucht wurde“, sagt Noboa laut „El Universo“.

Immense Herausforderungen

Auf den jüngsten Präsidenten in der Geschichte warten immense Herausforderungen. Das Land wurde von einer Welle von Gewalt zunächst in den Gefängnissen, dann auch gegen Politiker heimgesucht. Für weltweites Entsetzen sorgte mitten im Wahlkampf die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten und Investigativ-Journalisten Fernando Villavicencio, der unter anderem Korruptionsfälle in der Ära des inzwischen in Belgien lebenden Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007 – 2017) aufgedeckt hatte.

Villavicencios Mitstreiter Cristian Zurita sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Ich hoffe, dass es einen echten Kampf gegen die kriminellen Organisationen geben wird, die direkt mit dem Drogenhandel in Ecuador verbunden sind.“ Das Land sei zur großen zentralen Lagerhalle für Drogenlieferungen in Richtung Westen geworden: „Die Drogen, die niederländische, spanische oder türkische Häfen erreichen, kommen direkt aus Ecuador. Von hier aus gelangen sie in den Norden, ans Mittelmeer, nach ganz Europa, Deutschland und natürlich in die USA. Die Gewalt, die es derzeit in den Niederlanden im Kontext des Drogenhandels gibt, steht in direktem Zusammenhang mit den Lieferungen aus Ecuador.“

Vorgänger hatte das Parlament aufgelöst

Neben einer Verbesserung der Sicherheitslage und dem Kampf gegen den Drogenhandel erwarten die Menschen auch einen wirtschaftlichen Aufschwung. In den letzten Jahren kam es häufig zu Sozialprotesten, die von den indigenen Verbänden getragen wurden, weil diese die Regierung an die Umsetzung von nicht eingelösten Versprechen und Abmachungen erinnerten. Dabei kam es auch immer wieder zu tödlicher Gewalt – überwiegend vonseiten der Sicherheitskräfte.

Für das Correa-Lager ist die Wahlniederlage ein weiterer schwerer Rückschlag. Gonzalez, die sich im Wahlkampf demonstrativ hinter den Linkspopulisten Correa stellte, konnte mit der prominenten Unterstützung nicht punkten. Ex-Präsident Lenin Moreno (2017 – 2021), ein ehemaliger Weggefährte Correas, der später zu einem politischen Rivalen wurde, sagte in einer ersten Reaktion, der „Correismus“ habe dem Land so schweren Schaden zugefügt, dass er nie mehr an die Macht zurückkehren werde.

Die Neuwahlen waren nötig geworden, weil der noch amtierende konservative Präsident Guillermo Lasso das Parlament vorzeitig auflöste und gleichzeitig Neuwahlen ausrief. Lasso hatte verheerende Umfragewerte, zudem gab es Vorwürfe der Korruption. Noboa ist zunächst einmal nur für rund 18 Monate bis zum Ende der verbleibenden laufenden Amtszeit 2025 gewählt. Dann müssen im Rahmen der regulär abzuhaltenden Wahl ein neuer Präsident und die Mitglieder der Nationalversammlung neu gewählt werden.

KNA

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