Aufgeschnittene Manganknolle im Tiefseebergbau
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Ressourcenausbeutung

Misereor fordert Verbot von Tiefseebergbau

Aachen/Berlin ‐ Das kirchliche Entwicklungshilfswerk Misereor hat einen Stopp aller Vorbereitungen zum Tiefseebergbau gefordert. Durch diese industrielle Form der Rohstoffgewinnung könnten jährlich tausende Quadratkilometer Meeresboden zerstört werden, warnte Misereor am Mittwoch in Aachen.

Erstellt: 12.04.2023
Aktualisiert: 28.04.2023
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Die Meere hätten global für hunderte Millionen Menschen eine entscheidende soziale und ökonomische Bedeutung, betonte Misereor-Experten Klaus Schilder. Rund 600 Millionen Menschen bestritten etwa ihren Lebensunterhalt durch Fischerei. Der Tiefseebergbau könnte auf deren Leben katastrophale Auswirkungen haben, warnte Schilder. „Die damit verbundenen Risiken sind überhaupt noch nicht abzuschätzen, denn wir wissen mehr über die Oberfläche des Mondes als über die artenreichen Ökosysteme am Boden der Weltmeere.“

Das Hilfswerk äußerte sich mit Blick auf das Treffen der Klimaschutz- und Energieminister der G7-Staaten, das am Donnerstag in Japan beginnt. Unter der deutschen G7-Präsidentschaft hatte das Staatenbündnis im vergangenen Jahr den Ocean-Deal zum weltweiten Meeresschutz verabschiedet. Darin wurde unter anderem ein konsequenter Vorsorgeansatz vor Beginn des Tiefseebergbaus gefordert. „Aus Sicht unserer Partnerorganisationen im Pazifikraum kann das nur einen völligen Verzicht auf diese neue Hochrisikotechnologie bedeuten, nicht nur am Boden der Weltmeere, sondern auch in den Hoheitszonen der Anrainerstaaten“, erklärte Schilder.

Die Bundesregierung müsse sich nun zum einen für ein Verbot des Tiefseebergbaus aussprechen, zum anderen auch von eigenen Plänen verabschieden, forderte das Hilfswerk. Deutschland hält seit 2006 Optionen auf die Erkundung eines rund 75.000 Quadratmeter großem Gebietes im östlichen Pazifik. Dort könnten Manganknollen abgebaut werden.

Die kartoffelgroßen Mineralien bedecken auf Hunderten von Quadratkilometern weltweit den Meeresboden. Sie enthalten neben dem namensgebenden Mangan auch Nickel, Kupfer, Kobalt und Seltene Erden – Rohstoffe, die etwa bei der Produktion von Handys oder Elektroautos zum Einsatz kommen. Befürworter versprechen sich vom Tiefseebergbau eine kostengünstige Versorgung mit Rohstoffen, die dem Erzbergbau an Land vorzuziehen sei, der mit hohen ökologischen und sozialen Kosten verbunden ist.

KNA/Misereor

Broschüre zu Tiefseebergbau

Das größte Bergbauvorhaben der Menschheitsgeschichte. Argumente gegen Tiefseebergbau. Erstellt vom Forum Umwelt & Entwicklung, herausgegeben u.a. von Misereor, Brot für die Welt, Greenpeace und PowerShift.

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