Zurück in der weiten Welt
Nürnberg ‐ Nach mehreren Pandemie-Jahren feiern viele internationale Freiwilligendienste derzeit ein Comeback. Die Vorfreude auf Freiwillige in Mexiko, Peru und Indien sei groß, heißt es vom Jesuit-Volunteers-Programm.
Aktualisiert: 29.08.2023
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Der kulturelle Austausch mit den Freiwilligen des Jesuit-Volunteers-Programms und ihre Unterstützung bei der Arbeit in den Projekten waren immer eine große Bereicherung für alle Beteiligten. In den letzten Jahren blieben sie aus. Partnerinnen und Partner aus drei Einsatzstellen freuen sich über die Rückkehr zur Normalität und berichten von ihrem Alltag.
CANAT Peru: „Das Leben teilen"
Gabriela Rentería Hernández leitet CANAT, das „Centro de Apoyo a Niños y Adolescentes Trabajadores” eine Einrichtung in Nordperu, die sich für die Förderung und Verteidigung der Rechte von Kindern und Jugendlichen einsetzt, deren Familien unter sozialer Ausgrenzung leiden, und die ihren Kindern keine Ausbildung ermöglichen können:
„Unsere Arbeit haben wir eineinhalb Jahre lang virtuell durchgeführt und versucht, den Familien durch Telefonanrufe nahe zu sein. Wir starteten humanitäre Hilfsprojekte, um die Familien der Kinder während der Pandemie mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Bildungsmaterial und Medikamenten zu unterstützen. Auch mit unseren ehemaligen Freiwilligen sind wir online in Kontakt geblieben, aber jetzt freuen uns, wieder Jesuit Volunteers bei CANAT zu haben.
Die Freiwilligen sind Teil der Geschichte unserer Institution. Diese Geschichte ist eine Geschichte der Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen, die hier zu Hause sind.
Mit den Freiwilligen teilen wir nicht nur den Arbeitsalltag, vor allem teilen wir das Leben selbst mit unseren Träumen, Wünschen und Ängsten. Wir lernen gemeinsam über unsere jeweiligen Kulturen, wir lernen das Zusammenleben, wir respektieren Unterschiede und wir glauben an eine bessere Welt. Für uns ist es unglaublich schön, sie hier wachsen zu sehen
Wir hoffen, dass die Freiwilligen voller Begeisterung kommen, offen und bereit sind, anderen Menschen zu begegnen, dass sie respektvoll sind und bereit, eine andere Kultur zu verstehen und zu lernen, das Leben
zu teilen. Die Aufgaben bei der Freizeitgestaltung und den pädagogischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche sind vielfältig. Es gibt Workshops, Familienbesuche und Wochenendausflüge zum Strand, und dafür brauchen wir ihre Unterstützung.“
Gandhi Ashram Schule, Indien: „Freundschaften fürs Leben“
Die „Geigenschule“ befindet sich in Kalimpong, in der nordindischen Bergregion. Das Leben der Menschen ist geprägt von Armut und Not, für Bildung bleibt oft kein Geld. In der Gandhi Ashram School erhalten die Kinder täglich Unterricht sowie persönliche Förderung und regelmäßige Mahlzeiten, und sie können ein Instrument lernen. Virgil Vihaan Sequeira, der stellvertretende Direktor, über seine Erfahrungen mit Freiwilligen:
„Ihr Beitrag beschränkt sich nicht nur auf die Musik, gefragt sind ihre Talente und Ideen in den Bereichen Kunst, Theater, Sport und Fundraising. Unsere Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler sind offen für Neues und freuen sich auf lebenslange Freundschaften mit den Freiwilligen. Die Jesuit Volunteers bringen eine internationale Dimension in die Gandhi Ashram School.
Während der Jahre des Lockdowns litt das Musikprogramm sehr, da die Kinder nicht in die Schule kommen durften und keinen Zugang zu den Instrumenten hatten. Wir haben in dieser Zeit Absolventinnen und Absolventen unserer Schule als Lehrkräfte ausgebildet, damit sie Unterricht geben, Proben durchführen und Aufführungen organisieren können.
Die Musik steht bei uns im Mittelpunkt, und freuen wir uns sehr, Freiwillige zu haben, die Streichinstrumente und Klavier unterrichten können und die uns beim Unterrichten von Theater, Bildender Kunst und beim Aufbau internationaler Spenderbeziehungen unterstützen. Sie haben die Möglichkeit, Dörfer zu besuchen und sich im Rahmen ihrer Arbeit an der Schule an kulturellen Aktivitäten zu beteiligen. Sie werden ermutigt, eigene Initiativen oder Projekte im Einklang mit der Mission der Schule zu entwerfen und sie mit Unterstützung durchzuführen.“
Helen Keller Blindenschule, Mexiko: „Eine menschlichere Welt aufbauen“
Die Schule bildet und fördert Kinder und Jugendliche mit einer Sehbehinderung, um ihnen die Integration in einen normalen sozialen Alltag zu ermöglichen. Sie lernen die Blindenschrift „Braille“. Je nach Behinderungsgrad wird der Unterricht auch therapeutisch begleitet. Elvia Guerra, die Leiterin der Schule, über die Rückkehr der Freiwilligen und die Schwierigkeiten während der Pandemie:
„Wir sind froh, wieder internationale Freiwillige begrüßen zu dürfen. Sie sind immer eine wichtige Stütze und helfen den Kindern, Dinge selbst zu erledigen, betreuen sie, damit sie sich selbstständig bewegen können.
Das Zusammenleben mit Menschen von anderen Orten erweitert ihren Horizont, sie lernen etwas von einer anderen Kultur und sie gewöhnen sich an den Umgang mit Menschen anderer Herkunft. In den Pandemiejahren hat diese Bereicherung gefehlt.
Jetzt kehren wir aus der virtuellen Welt und dem Leben mit strengen Hygienemaßnahmen wieder zur Normalität zurück und freuen uns, Freiwilligen die Möglichkeit zu geben, das Leben mit Kindern mit Behinderungen zu teilen und von ihrem Wunsch, trotz ihrer Einschränkungen voranzukommen, zu lernen.
Ich glaube, dass die schönste und befriedigendste Erfahrung, die Freiwillige sammeln, darin besteht zu erkennen, dass sie ein Leben voller Erfüllung und Privilegien haben. Dadurch können sie das Leben schutzbedürftiger Menschen bereichern, um gemeinsam eine menschlichere Welt aufzubauen.“
Dieser Beitrag stammt aus dem Magazin Jesuiten Weltweit, Ausgabe Ostern 2023. Wir danken für die Übernahmeerlaubnis!