Wirtschaftskrise im Libanon verschärft sich
Beirut ‐ Treibstoff- und Dollarpreise explodieren, Banken werden geplündert: Die Wirtschaft im Libanon befindet sich weiter im freien Fall.
Aktualisiert: 17.02.2023
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Wütende Demonstranten haben am Donnerstag in Beirut und Tripolis mehrere Banken verwüstet. An mehreren Orten blockierten Demonstranten zudem Straßen, in der südlibanesischen Stadt Sidon kam die Armee zum Einsatz, um weitere Ausschreitungen zu verhindern, wie libanesische Medien berichteten. Hintergrund ist unter anderem die immer weiter steigende Inflation.
Nach Berichten der Tageszeitung „L'Orient le Jour“ wurden mindestens sechs Banken in Beirut in Brand gesteckt, bei weiteren wurden Fensterscheiben eingeschlagen. Die Banken befinden sich vor dem Hintergrund der wachsenden Wirtschaftskrise seit zehn Tagen in einem offenen Streik. Seit Beginn der Wirtschaftskrise im Libanon im Jahr 2019 gelten starke Beschränkungen für Abhebungen und Überweisungen. In den letzten Monaten war es wiederholt zu teils bewaffneten Angriffen auf Banken gekommen, bei denen Einleger ihre Gelder forderten.
Am Donnerstag hatte die libanesische Währung ein neues Rekordtief erreicht. Medienberichten zufolge wurde der Dollar auf dem Schwarzmarkt mit rund 80.000 libanesischen Pfund gehandelt. Der offizielle Wechselkurs liegt seit 1997 bei 1.500 libanesischen Pfund zu einem Dollar. Der für das Abheben von Bankeinlagen geltende Kurs wurde von der libanesischen Zentralbank zum 1. Februar von 8.000 Pfund auf 15.000 Pfund zu einem Dollar angehoben.
Gleichzeitig hat die libanesische Regierung am Donnerstag eine weitere Erhöhung der Treibstoffpreise angekündigt. Benzinpreise haben sich seit Oktober 2021 fast verfünffacht, Dieselpreise fast versechsfacht.
Nach Einschätzung der Weltbank handelt es sich bei der im Libanon herrschenden Wirtschaftskrise um eine der weltweit schwersten Wirtschaftskrisen seit 1850. Die libanesische Währung hat inzwischen rund 95 Prozent ihres Wertes verloren. Über 80 Prozent der libanesischen Bevölkerung leben laut örtlichen Medien mittlerweile unterhalb der Armutsgrenze.
KNA