Misereor will Eindämmung von Spekulationen auf Lebensmittel
Agrarmärkte

Misereor will Eindämmung von Spekulationen auf Lebensmittel

Aachen/Berlin ‐ Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor fordert die Eindämmung von Spekulation auf den Agarmärkten. Zum Schaden ärmerer Menschen werde hier auf steigende Lebensmittelpreise gewettet, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Berlin.

Erstellt: 23.08.2022
Aktualisiert: 17.10.2022
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Weltweit seien derzeit genügend Lebensmittel vorhanden, viele Menschen könnten sich diese aber nicht leisten.

Misereor kritisierte die europäische Handels- und Finanzpolitik. Sie sei eine der Ursachen für Hungerkrisen, da sie beispielsweise die Abhängigkeit ärmerer Staaten von Lebensmittelimporten vergrößere. Spiegel forderte, deren Landwirtschaft etwa durch klimaresistente Anbaumethoden zu stärken und die Länder so unabhängiger zu machen.

Die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf, betonte, dass Nahrung ein zentrales Menschenrecht sei. Es gebe somit eine rechtliche Verpflichtung, in internationaler Zusammenarbeit dieses Menschenrecht zu verwirklichen. Handels-, Wirtschafts- und Klimapolitik müssten sich an den Menschenrechten, besonders am Recht auf Nahrung ausrichten, so die Wissenschaftlerin.

Um die Umwelt, das Klima und Menschenrechte zu schützen sprach sich Misereor für eine „Kultur des Genug“ aus. Es sei nicht zukunftsfähig, den eigenen Wohlstand zu Lasten anderer zu sichern, sagte Spiegel. „Unsere Lebensweise und Art zu wirtschaften führen zu Ungleichheit und Umweltzerstörung“. Misereor-Projektpartner aus anderen Weltregionen äußerten immer wieder den Vorwurf, Deutschland denke europazentriert.

Misereor warf der Bundesregierung vor, bei der Suche nach alternativen Gaslieferanten nicht nachhaltig und fair vorzugehen. Es sei beispielsweise problematisch, dass die Regierung verstärkt Steinkohle aus Kolumbien einkaufen wolle, obwohl bei deren Förderung Umwelt- und Menschenrechtsstandards verletzt würden.

Das Hilfswerk erhielt im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mit 63,1 Millionen Euro etwas weniger Spenden als im Vorjahr. Insgesamt standen Misereor 2021 demnach einschließlich Geldern des Bundesentwicklungsministeriums 247 Millionen Euro zur Verfügung, die derzeit in 86 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik sowie in Deutschland eingesetzt werden.

Misereor unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 3.100 Projekte, die von rund 1.800 Partnerorganisationen umgesetzt werden. Die meisten Mittel wurden in Projekte für Menschenrechte und die Stärkung der Zivilgesellschaft investiert, außerdem wurden viele Gelder in den Förderbereichen „Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei“ und „Gesundheit“ bewilligt.

Der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Karl Jüsten, äußerte die Sorge, dass die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit durch krisenbedingte Kurzfristigkeiten in den Hintergrund geraten könne. Dies führe zu größeren Migrationsbewegungen und einer Zunahme von Armut. Eine Kürzung von entwicklungspolitischen Ausgaben sei verantwortungslos.

Von Nicola Trenz (KNA)

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