Jahrestagung Weltkirche und Mission
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Jahrestagung Weltkirche und Mission 2016

Die Jahrestagung Weltkirche und Mission 2016 fand vom 27. bis 29. Juni 2016 in Würzburg statt. Im Fokus der Tagung stand der interreligiöse Dialog mit dem Islam.

Erstellt: 11.07.2017
Aktualisiert: 08.09.2022
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Die Jahrestagung Weltkirche und Mission 2016 fand vom 27. bis 29. Juni 2016 in Würzburg statt. Im Fokus der Tagung stand der interreligiöse Dialog mit dem Islam.

Weite Teile der islamischen Welt befinden sich in Aufruhr, Krisen und Konflikte treiben immer mehr Menschen in die Flucht, und immer häufiger belastet religiös begründete Gewalt das Zusammenleben von Christen und Muslimen. Darum richtete die Jahrestagung Weltkirche und Mission 2016 ihren Blick auf den interreligiösen Dialog mit dem Islam.

Eine richtungsweisende Versammlung, die das Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen Weltreligionen vollkommen neu bestimmte, war das Zweite Vatikanische Konzil. Insbesondere das Konzilsdokument „Nostra aetate“ legte den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Religionen für den Frieden. Vor diesem Hintergrund sollen auf der Jahrestagung Weltkirche und Mission die Rahmenbedingungen und Inhalte des christlich-islamischen Dialogs heute analysiert werden. Dabei geben Referentinnen und Referenten aus dem Libanon und aus Mali Beispiele aus der weltkirchlichen Praxis.

Anschließend werden in drei Workshops verschiedene Spannungsfelder im Dialog zwischen Christen und Muslimen thematisiert:

  • Gewalt und Gewaltlosigkeit in Christentum und Islam
  • Dialog des Lebens oder Dialog der Wahrheit? Zum Spannungsfeld von Dialog und Mission in Christentum und Islam
  • Wo hört der Dialog auf? Zur Problematik von Salafismus und Dschihadismus

Die Jahrestagung schloss mit einer Diskussion über die Herausforderungen und Perspektiven des christlich-islamischen Dialogs in der heutigen Zeit. Die Tagung wurde von der Konferenz Weltkirche ausgerichtet. (lek)

Tagungsort

Exerzitienhaus Himmelspforten
Mainaustraße 42
97082 Würzburg

Papst Franziskus trifft Ahmed Mohammed al-Tayyeb, Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität
Teilnehmerbericht

Sich im Dialog mit dem Anderen berühren lassen

Würzburg ‐  Terrorismus in vielen Ländern, der religiöse Motive behauptet und vermeintlich mit Geboten aus dem Koran gerechtfertigt wird, sowie die Ankunft von zahlreichen Geflüchteten muslimischen Glaubens in Deutschland – das Thema der Jahreskonferenz 2016 ist aktuell und brisant, das zeigt sich auch an der großen Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Wie kann aber Dialog gelingen? Die Antworten von jungen Rückkehrerinnen und Rückkehrerinnen aus Freiwilligendiensten in einem kurzen Video zu Beginn nahmen viel von dem vorweg, was nachher an Gedanken zum Thema entwickelt wurde: „Offenheit, Zuhören, voneinander lernen, Unterschiede aushalten, Zeugnis geben vom eigenen Glauben“ wurden da genannt.

Das Eingangsreferat von P. Prof. Dr. Felix Körner SJ bot dann einen systematischen Überblick über zentrale Aspekte des Dialogverständnisses der katholischen Kirche.

In den anschließenden Diskussionen zeigte sich immer wieder das Spannungsverhältnis zwischen der Bedeutung des interreligiösen Dialogs und dem Verkündigungsauftrag der Kirche. Diese Spannung wurde letztlich auch nicht völlig gelöst.

Dabei wurde mir nochmals deutlich: Dialog braucht Respekt, Achtung vor der Andersheit des Anderen und Toleranz, diese (manchmal auch durchaus unbequeme) Andersheit auch auszuhalten und nicht weg- oder kleinzureden. Die Auseinandersetzung mit dem Anderen stärkt die eigene Identität. Damit Dialog gelingt, müssen alle Beteiligten in Worte fassen, verständlich machen, was ihnen an ihrem Glauben und auch an Werten wichtig ist und was sie vielleicht bisher noch nie ausgesprochen haben.

Gleichzeitig verändern wir uns im Dialog, in der Begegnung mit dem Anderen. Wer sich auf den Anderen und seine Andersheit einlässt, sich von dessen Geschichte, seinen Wunden und Verletzungen, seinen Sorgen und Freuden berühren lässt, ist nicht mehr dieselbe /derselbe wie vorher. Denn im Angesicht des Anderen hat er/sie Christus erkannt.

Bereichernd waren für mich die Beiträge der muslimischen Theologinnen Dr. Armina Omerika und Hamideh Mohagheghi, die einen Einblick gaben in mir bisher nicht vertraute Entwicklungen innerhalb der islamischen Theologie. Der christlich-muslimische Dialog muss auch ein Dialog der Frauen sein.

Von Von Susanne Brenner, Referentin der Geschäftsleitung, AGEH (heute: AGIAMONDO)
Jahrestagung Weltkirche und Mission
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Teilnehmerbericht

Dialog erfordert vor allem Vertrauen und Geduld

Würzburg ‐  Der zweite Tag der Jahrestagung Weltkirche ist geprägt von beispielhaften Berichten und lebendigen Zeugnissen. Ich empfinde die Beiträge oft als sehr intellektuell und tiefgründig, obwohl viele der Teilnehmenden im Vorfeld der Tagung wenig mit den theologischen Konzepten des interreligiösen Dialogs vertraut waren.

Prof. Dr. Fadi Daou aus dem Libanon beginnt sein Referat am Morgen mit aktuellen Meldungen über Gewalttaten in seiner Heimat. Der katholische Priester  macht darauf aufmerksam, dass die Gewalt in Syrien überzuschwappen droht. Religionsfrieden und Pressefreiheit sind sichtlich in Gefahr.  

Ich denke daran, dass Rassismus gegen Geflüchtete und die Angst vor Terrorismus in Europa auch hierzulande die Situation verändern und die Nation polarisieren können. Rechtspopulistische Parteien gewinnen dabei an Stärke.

In Folge von veränderten gesellschaftlichen Umständen ist der interreligiöse Dialog im Libanon wie überall auf der Welt dringend geboten. Dr. Nayla Tabbara benennt zwei Werte, die aus dem interreligiösen Dialog hervorgehen können:  eine starke Zivilgesellschaft und ein friedvolles Zusammenleben. Dafür braucht es den Abbau von Vorurteilen und ein partnerschaftliches Eintreten für das Gemeinwohl, wie etwa die Sorge um den Umweltschutz. Die muslimische Theologin aus Beirut beschreibt das konkrete Zusammenspiel von Islam und christlichen Kirchen im Libanon als einen Prozess, bei dem um gemeinsame Werte gerungen wird. Dialog erfordert vor allem Vertrauen und Geduld. Tabbara arbeitet heraus, dass die Akzeptanz der religiösen Vielfalt ein wichtiger Bestandteil des Islams sei und dieses Merkmal den Dialog befördert.

In den Ohren von Marian R., einer jungen Ägypterin, die zurzeit ihren Freiwilligendienst im Erzbistum Paderborn leistet, klingt das wie eine Aussage von Martin Luther King in dessen legendärer Rede „I had a dream“.  Die unterschiedlichen Traditionen und Denkschulen des Islams kommen ohne Zweifel zum Vorschein – auch durch den Beitrag von Pater Sawadogo und seine Erfahrungen aus Mali.  Es zeigt sich, dass der jeweilige Kontext, in welchem der christlich-islamische Dialog stattfindet, entscheidend dafür ist, wie offen und frei gedacht werden kann. In Deutschland ist mit dem Grundgesetz, welches Religionsfreiheit sichert, ein guter Rahmen gegeben.

Der interreligiöse Dialog darf sich nicht nur auf einige wenige Akteurinnen und Akteure beschränken, sondern muss die verschiedenen Bereiche der Zivilgesellschaft einbeziehen, meine ich. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen Kinder und Jugendliche, die berufen sind, die Zukunft zu gestalten. Dazu passt auch ein Beschluss des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die Hauptversammlung hat im April 2016 dazu aufgerufen, „die aktive Beteiligung junger Menschen anderen Glaubens in katholischen Jugendverbänden als wertvollen Beitrag zu einer friedlichen Welt anzuerkennen“.

Die Adyan-Stiftung, vertreten durch Daou und Tabbar, versucht zum Beispiel, mit Bildungsprogrammen und Kulturaustausch im Bereich der interreligiösen Glaubensspiritualität Spannungen zu lösen und Toleranz zu fördern, damit eine christlich-muslimische Koexistenz gelingt. Sie kooperiert mit Schulen und Behörden.

Die Begegnung mit den „Anderen“ liegt auch den internationalen Freiwilligendiensten zugrunde, welche im Raum der katholischen Kirche bereits eine lange Tradition haben.  Dabei lernen Freiwillige Umsicht und Horizonterweiterung, sie gewinnen durch das Mitleben und –arbeiten in den Projekten Kenntnis der eigenen wie der anderen Religion. Auf diese Weise wachsen Nächstenliebe und Vertrauen.

Nur  so  können  Wege  für  ein  friedliches  Miteinander  in  einer  pluralistischen  Gesellschaft  entdeckt  werden,  und  nur  so  lässt  sich Gewalt und Extremismus entgegenwirken.

Von Von Esther Henning, BDKJ
Jahrestagung Weltkirche und Mission
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Teilnehmerbericht

„Zeichen und Wunder sahen wir geschehn“

Würzburg ‐  Zeichen und Wunder sahen wir geschehn“ sangen wir im von der KDW vorbereiteten Morgenlob. Der letzte Tag der diesjährigen Jahrestagung sollte die Ideen, die wir die letzten Tage besprochen hatten, konkreter werden lassen. Wie gehen wir mit der sich ändernden Situation im Nahen Osten und in Europa um? Welche Herausforderungen kommen auf uns zu? Angesichts der Fülle an Herausforderungen sind in der Tat Wunder notwendig.

Dass es Zeichen gibt, erfuhren wir auch im Morgenlob. Wir gedachten des ermordeten P. Franz van der Lucht SJ und der vielen anderen Menschen, die ihr Leben für ihre Mission ließen. Das Engagement dieser Missionare, die nichts anderes anbieten können, als die Liebe Jesu, und die aus ihrer Überzeugung heraus in gefährlichen Regionen leben, ist ein Zeichen.

In diesem Kontext sprachen die Referenten aus dem Libanon und Mali auf dem Abschlusspodium die Herausforderungen aus ihrer Sicht an. In sich verändernden Gesellschaften machte Fr. Fadi Daou erneut deutlich, dass das aktuelle Jahrhundert das Jahrhundert der islamischen Mission sei. Die Christen müssten sich damit beschäftigen und den Muslimen helfen, den Islam neu zu definieren. Darin wurde er auch von seiner muslimischen Kollegin Dr. Nayla Tabbara bestätigt. Sie betonte, dass man die Jugend mit Dialog nicht begeistern könne. Vielmehr müsse man sie mit anderen Angeboten, wie Workshops und Jugendbegegnungen für gemeinsame Handlungen einladen.

P. Adrien Sawadogo erklärte, dass die Begegnung aus dem Glauben heraus erfolgen müsse. Vor allem aber müsse man sich ohne eine „Agenda“ treffen. Die Begegnung müsse im Vordergrund stehen und dafür sei es notwendig, dass man fest in seinem Glauben stehe.

In der Konsequenz heißt das, dass man den Islam nicht als Bedrohung, sondern als Realität sehe, mit der man umgehen müsse. Es sei die Pflicht der Christen sich für Islamunterricht an Schulen einzusetzen. Mit den Lehrstühlen für Islam an deutschen Universtäten würde Deutschland zu den Pionieren einer Erneuerung des Islams gehören, hob Fr. Fadi in seinem Abschlussstatement hervor.

Deutlich wurde auch, dass die Zukunft nur gemeinsam gestaltet werden könne. Dafür müsse man sich gegenseitig entdecken.

Insgesamt haben wir viel gehört und wenig ausgetauscht. Dies wurde in der Auswertung der Veranstaltung auch deutlich angesprochen. Wir hätten uns mehr Diskussionsforen gewünscht, in denen wir von unseren eigenen Erfahrungen hätten berichten können.

Dennoch gehe ich bereichert nach Hause, weil die Referenten uns hoffen lassen. „Wo Menschen sich verbinden, den Hass überwinden, und neu beginnen“ haben wir zum Abschluss des Morgenlobs gesungen.

So wie Peter und Paul, die als erste Missionare gegen viele Widerstände Vorbild waren, wie P. Franz van der Lucht und Sr. Veronika Rackova SSpS, die furchtlos und ganz bewusst in gefährlichen Regionen in der Welt als Missionare tätig waren, den Hass überwunden und Beziehungen aufgebaut haben, so sollten wir nach dieser Tagung uns zum Dialog führen lassen und an den Beziehungen arbeiten – allen Widerständen zum Trotz.

Von Von Nadim K. Ammann, Erzbistum Köln