Eine Frau in Krankenhaus-Dienstkleidung steht auf der Station, hinter ihr laufen Menschen schnell vorbei.
Reverse-Freiwilligendienste

Blick in die Bistümer

In zahlreichen Bistümern werden inzwischen sogenannte Reverse- oder Incoming-Freiwilligendienste angeboten. Ein Überblick.

Erstellt: 06.07.2022
Aktualisiert: 19.04.2024
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In zahlreichen Bistümern werden inzwischen sogenannte Reverse- oder Incoming-Freiwilligendienste angeboten. Ein Überblick.

Bistum Augsburg

Freiwillige aus den Partnerländern Chile und Peru können für 12 Monate einen Weltfreiwilligendienst im Bistum Augsbur leisten. Einsatzstelle ist Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg mit heilpädagogischer Tagesstätte und einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung; Zukünftig sind auch Einsatzplätze in der Kinderbetreuung geplant.

Der Weltfreiwilligendienst beginnt im Januar mit einem Welcome-Seminar und einem Basis-Deutsch-Kurs in Augsburg, anschließend folgt der Umzug nach Ursberg und die Mitarbeit in einer festen Gruppe des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW). Während des Jahres finden mehrere Begleitseminare mit anderen Incoming-Freiwilligen statt und der Dienst wird laufend von unserer Referentin Sonja Treffler in Zusammenarbeit mit weiteren Mentor*innen betreut.

Links

Erzbistum Freiburg und Color Esperanza e. V.

VAMOS! – Das Reverse-Programm für peruanische Freiwillige

Color Esperanza e. V. ist ein Rückkehrer_innenverein von jungen Erwachsenen, die einen Freiwilligendienst in Peru gemacht haben (größtenteils über die Erzdiözese Freiburg).

Zwischen der Erzdiözese Freiburg und der katholischen Kirche in Peru gibt es seit 1986 eine Partnerschaft. Aus dieser Beziehung ist das Voluntario-Programm für deutsche Freiwillige in Peru entstanden. Als Folge daraus entwickelte sich wiederum das „VAMOS!“-Programm für peruanische Freiwillige in Deutschland.

Dass 2009 die ersten peruanischen Freiwilligen in die Erzdiözese Freiburg kommen konnten, ist vor allem dem großen Engagement von Color Esperanza e. V. zu verdanken. Getragen von dem Gedanken, dass ein einseitiger Freiwilligendienst nicht gerecht sein kann, wurde das Projekt zusammen mit der Fachstelle für Freiwilligendienste und den Partnerschaftsverantwortlichen in Peru gestartet.

„Ein einseitiger Freiwilligendienst kann nicht gerecht sein“

Nachdem die Hauptorganisation zwischenzeitlich bei Color Esperanza e. V. lag, gibt es seit 2013 wieder eine Kooperation mit der Erzdiözese. Acht peruanische Freiwillige haben in den vergangenen Jahren einen Freiwilligendienst in Deutschland absolviert.

Seit August 2013 sind Rodrigo, Verina, Danizta und Yoel aus dem peruanischen Huánuco in Behinderteneinrichtungen, einem Kindergarten und einem Erziehungsheim in Freiburg, Karlsruhe und Bühl aktiv. Die 20 bis 24-Jährigen leben in deutschen Gastfamilien.

Mit dem Reverse-Programm „VAMOS!“ wollen wir unseren Beitrag zu einer gerechteren Globalisierung leisten. Wir wollen Zusammenhänge aufzeigen, Gemeinsamkeiten zwischen dem eigenen Leben und dem anderer begreifbar machen und Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen. Die Freiwilligen lassen sich auf Lernprozesse ein und sind bereit, als „Weltbürger_innen“ aktiv zu werden. Die peruanischen Freiwilligen sind zugleich Wirkende, sowohl in Deutschland als auch nach der Rückkehr nach Peru, und Bewirkte. Wir sind überzeugt, dass alle Beteiligten am „VAMOS!“-Programm wertvolle Erfahrungen machen und diese als Multiplikator_innen auch in die jeweiligen Gesellschaften zurücktragen.

Ab Sommer 2014 begrüßen wir bei uns sieben peruanische Freiwillige, die über die Süd-Nord Komponente des weltwärts-Programms zu uns kommen.

Von Claudia Debes, Leiterin der Fachstelle Internationale Freiwilligendienste

Bistum Limburg

Die Anfänge des Reverse-Dienstes im Bistum Limburg gehen bis in das Jahr 1997 zurück. Bernard Kong aus dem Partnerbistum Kumbo in Kamerun kam als erster Reverse-Freiwilliger nach Limburg. Er wurde in der Bistumsdruckerei ausgebildet und konnte die dort erworbenen Kenntnisse in der eigenen Heimatdiözese nutzen. Zurück in Kumbo baute er gemeinsam mit anderen die Bistumsdruckerei „Printing and Communication Centre“ auf.

Auch in den Folgejahren kamen Freiwillige aus Kumbo in das deutsche Partnerbistum, um in verschiedenen Einrichtungen des Bistums mitzuarbeiten und Fachkenntnisse zu sammeln.

Seit März 2013 engagieren sich Bruce und Persilvia aus Ndola in Sambia im Bistum Limburg. Sie absolvieren ihren Bundesfreiwilligendienst im Rahmen der Süd-Nord Komponente des weltwärts-Programms.

Von Vanessa Treike, Referentin für Partnerschaft und Dialog in der Abteilung Weltkirche des Bistum Limburg

Erzbistum München-Freising

Seit August 2012 funktioniert der Internationale Freiwilligendienst auch von Ecuador nach München. David Parrales und Luis Toapanta sind die ersten beiden Freiwilligen, die aus Guayaquil und Quito in die Erzdiözese für ein Jahr gereist sind, um hier ein Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ zu leisten und sich in den Strukturen der örtlichen und diözesanen Jugendpastoral einzusetzen. Dieses Reverse-Programm wird in gemeinsamer Trägerschaft der Abteilung Weltkirche und des BDKJ ab dem Jahrgang 2013/14 fortgesetzt.

Von Sebastian Bugl, Fachbereichsleiter Internationale Partnerschaftsarbeit im Erzbistum München-Freising

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Miteleben-Mitbeten-Mitarbeiten. Unter diesem Motto bieten der BDKJ und die Hauptabteilung Weltkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart jungen Menschen die Möglichkeit, ein Jahr in Afrika, Lateinamerika oder Asien zu verbringen – und laden junge Menschen aus den Partnerdiözesen zu uns nach Deutschland ein.

Für den „Reverse-Dienst“ werden bereits seit über 10 Jahren engagierte Jugendliche sowohl aus den Partnerdiözesen in Mexiko, Argentinien, Brasilien, Indien und Uganda, als auch über Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden und Institutionen in Peru, Bolivien, Paraguay und Argentinien aufgenommen. Die Auswahl der Freiwilligen führen unsere Koordinator*innen der jeweiligen Länder vor Ort durch. Sie übernehmen auch die Vor- und Nachbereitung der Reverse-Freiwilligen.

Bisher konnten bereits über 90 Freiwillige ihren Dienst in Kirchengemeinden in ganz unterschiedlichen Teilen der Diözese Rottenburg-Stuttgart leisten. Sie leben dort in Gastfamilien und werden von ihren Mentor*innen und den Anleiter*innen bei der Einsatzstelle begleitet. Das Reverse-Programm für weltkirchliche Friedensdienste ist immer auf der Suche nach Kirchengemeinden und Einsatzstellen, die sich auf das Abenteuer Weltkirche einlassen und eine*n Freiwillige*n bei sich aufnehmen möchten.

Von Anna Lippert, Bildungsreferentin Reverse-Programm im Bistum Rottenburg-Stuttgart (2022)

Bistum Trier

Der Reverse-Dienst im Bistum Trier war von Anfang an vorgesehen. Internationale Freiwilligendienste sind keine Einbahnstraße. Gegenseitiger Austausch bietet die Möglichkeit, in der einen Welt gemeinsam und voneinander zu lernen.

Seit 1998 kamen vereinzelt erste Freiwillige aus Bolivien und Polen; der Aufbau einer festen Freiwilligengruppe erfolgte seit 2005. Zurzeit kommen jährlich 12 Freiwillige ins Bistum Trier. Bisher waren es insgesamt über 240 Freiwillige aus 18 verschiedenen Ländern.

Die kulturelle Vielfalt ist das besondere Merkmal der Freiwilligengruppe; sie ist gleichzeitig Herausforderung aber auch Chance, nicht nur bilateral, sondern multilateral voneinander zu lernen und Weltkirche zu erleben.

Die Freiwilligen bewegen sich in einer Doppelstruktur. Neben der Einsatzstelle in einer sozialen kirchlichen Einrichtung gibt es eine Partnergruppe, die sich um die Freiwilligen kümmert und in die Partnerschaftsarbeit einbindet. Die Partnergruppen unterstützen zudem als Gastfamilien oder auf der Suche nach Gastfamilien, die Freiwillige ein Jahr in ihren Alltag integrieren.

„In der einen Welt gemeinsam und voneinander lernen“

Ein großer Teil der Freiwilligen kommt aus dem Partnerland Bolivien. In der seit 1960 bestehenden Partnerschaft sind die Freiwilligen inzwischen ein fester Bestandteil. Ihre Entsendung wurde von der Bolivianischen Bischofskonferenz eingefordert.

Die Durchführung der Freiwilligendienste erfolgt als Bundesfreiwilligendienst. Die Begleitung umfasst ein Vorbereitungsseminar im Heimatland, eine 4-wöchige Einführungsphase in Deutschland, zwei Begleitseminare, sowie ein Abschlussseminar im Laufe des Dienstes. Ebenso schließt sich nach der Rückkehr ein Seminar im Heimatland an.

Die Auswahl der Freiwilligen erfolgt ausschließlich über die ausländischen Partnerorganisationen in Absprache mit den deutschen Partnergruppen und SoFiA e.V. Nur so ist die Qualität der Freiwilligendienste zu gewährleisten.

Von Victoria Steinmetz, Referentin für Reverse-Dienste von SoFiA e. V. – Soziale Friedensdienste im Ausland (2022)