„Ein weiter Weg zur Gleichbehandlung“
Frauen sind in Indien Menschen zweiter Klasse, Mädchen oft unerwünscht. Wenngleich Frauen heute bessere Chancen haben als früher und Karriere machen können, ist es noch ein weiter Weg zur Gleichbehandlung“, sagt Professorin Dr. Simone Rappel, Indien-Expertin beim Internationalen Katholischen Missionswerk Missio in München. Der Fall der vergewaltigten und misshandelten Studentin, die dieser Gewalttat zum Opfer fiel und rund zwei Wochen später verstarb, ist nur einer unter sehr vielen.
Aktualisiert: 04.01.2023
Lesedauer:
Frauen sind in Indien Menschen zweiter Klasse, Mädchen oft unerwünscht. Wenngleich Frauen heute bessere Chancen haben als früher und Karriere machen können, ist es noch ein weiter Weg zur Gleichbehandlung“, sagt Professorin Dr. Simone Rappel, Indien-Expertin beim Internationalen Katholischen Missionswerk Missio in München. Der Fall der vergewaltigten und misshandelten Studentin, die dieser Gewalttat zum Opfer fiel und rund zwei Wochen später verstarb, ist nur einer unter sehr vielen.
Rappel sieht vor allem zwei Gründe als Ursache für die Ungleichbehandlung und Unterdrückung von Frauen in der indischen Gesellschaft: religiöse und praktische. „Nur Söhne können nach hinduistischer Vorstellung den Eltern den letzten Gefallen tun, nämlich nach ihrem Tod das Feuer bei der Verbrennung anzuzünden, damit die Seele freigesetzt wird und sich reinkarnieren kann oder moksha (Erlösung) erreicht“, erklärt Rappel. Darüber hinaus spiele auch die Mitgift eine Rolle: „Wird eine Tochter geboren, dann fangen die Eltern schon an zu sparen. Oft kommen Nachforderungen der Schwiegereltern und wenn die Eltern der Braut dann nicht noch etwas dazu geben, gibt es Küchenunfälle. Man zündet die Braut an und tarnt das als Küchenunfall.“
„Die Chancen für eine Änderung stehen gut“
Problematisch sei auch oft das Verhalten der Polizei, die in den wenigsten Fällen ermittle. Trotz alledem zeigt sich die Indien-Expertin optimistisch: „Die öffentliche Empörung in Indien ist hoffentlich ein Ansatz zur Änderung. Ich hoffe jedenfalls sehr auf eine Bewusstseinskorrektur. Indien ist die größte Demokratie der Welt. Die in der Verfassung festgelegten Rechte der Gleichheit müssen endlich im konkreten Alltag umgesetzt werden. Die Chancen für eine Änderung stehen jedenfalls gut.“
Gendergerechtigkeit, die Schaffung gleicher Chancen für beide Geschlechter, gehört zu den zentralen Themen von Missio in München. In Indien arbeiten rund 100.000 Ordensfrauen, die dort in den Bereichen Gesundheit und Bildung tätig sind und Programme zum Thema Frauen-Empowerment anbieten. Sie führen auch Häuser, in denen Frauen Schutz vor Gewalt finden. „Die Einrichtungen der Schwestern sind heilsame Orte, in denen die traumatisierten Frauen Zuspruch, Wertschätzung und Liebe erfahren. Dadurch entwickeln sie Selbstvertrauen und finden Mut, ein neues Leben anzufangen“, beschreibt Rappel das Engagement des Missionswerks.
Weitere Informationen finden Sie unter www.missio.com .