Nur ein kurzes Aufatmen in Mali
Auch am fünften Tag nach der französischen Militärintervention gehen in Mali die Kämpfe weiter. Verschiedenen Berichten zufolge sollen mittlerweile 750 Soldaten aus Frankreich vor Ort sein, weitere könnten in den kommenden Tagen in das westafrikanische Land gesandt werden. Wohl auch deshalb ziehen sich die Islamisten nun offenbar mehr und mehr aus den besetzten Städten zurück. In Frankreich wird das als Erfolg gewertet. Auch in Mali macht sich zumindest ein wenig Erleichterung breit. Sorgen bereiten hingegen die neuen Flüchtlingsströme aus dem Norden.
Aktualisiert: 23.03.2023
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Auch am fünften Tag nach der französischen Militärintervention gehen in Mali die Kämpfe weiter. Verschiedenen Berichten zufolge sollen mittlerweile 750 Soldaten aus Frankreich vor Ort sein, weitere könnten in den kommenden Tagen in das westafrikanische Land gesandt werden. Wohl auch deshalb ziehen sich die Islamisten nun offenbar mehr und mehr aus den besetzten Städten zurück. In Frankreich wird das als Erfolg gewertet. Auch in Mali macht sich zumindest ein wenig Erleichterung breit. Sorgen bereiten hingegen die neuen Flüchtlingsströme aus dem Norden.
Irgendwann möchte Aly Diakite wieder mit seiner Familie in Gao leben. Die Stadt nördlich der Demarkationslinie ist seine Heimat. Doch schon vor Monaten hat der junge Vater mit seiner kleinen Familie in Sevare bei seiner Mutter Zuflucht gesucht. Damals gab es zwar keine Kämpfe, doch ihm machte die Ausbreitung der Islamisten große Angst. Dass diese nun vorerst gestoppt werden konnte, stimmt ihn vorsichtig optimistisch. „Wirklich jubeln kann ich nicht“, sagt er. Dafür sei die Lage nach wie vor zu unsicher und der Alltag zu beschwerlich. Aber ihm macht die Situation Hoffnung. „Wir wollen doch zurück in einen Norden, der nicht von Islamisten besetzt ist“, sagt er.
Bevölkerung begrüßt Einsatz der Franzosen
Diese Einschätzung bestätigt auch Hannes Stegemann, Westafrika-Experte von Caritas international. „Die französische Militärintervention wird in ganz Mali vom Volk begrüßt. Wo die Islamisten sich bereits zurückziehen mussten, jubeln die Menschen und tanzen auf den Straßen“, so Stegemann. Schließlich habe die Bevölkerung unter der radikalen Auslegung des Islam extrem gelitten.
Egal, wo und mit wem man in den vergangenen Monaten in Mali sprach: Den Zwangsschleier für Frauen, das Verbot von Musik und Zigaretten oder das Abhacken der Hand bei Diebstahl wollte niemand außer den radikalen Islamisten von Ansar Dine (Verfechter des Glaubens) und der Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika (MUJAO), die ab Mitte April 2012 immer weitere Gebiete im Norden besetzt hatten. Selbst viele Muslime glauben nicht, dass die Scharia so radikal ausgelegt werden darf.
Neue Flüchtlingsströme aus dem Norden
Doch obwohl sich die Islamisten zumindest fürs Erste aus einigen der eroberten Städte zurückgezogen haben, kommt es offenbar zu neuen Flüchtlingsströmen aus dem Norden. Die Hilfsorganisation World Vision geht davon aus, dass sich seit Beginn der Kämpfe weitere 10.000 Menschen auf den Weg gen Süden gemacht haben. Schon im vergangenen Jahr hatten mehrere hunderttausend Menschen die Region verlassen. Etwa die Hälfte ist in die Nachbarländer geflüchtet. Genaue Zahlen lassen sich kaum nennen. Wie Aly Diakite retten sich viele Menschen zu ihren Angehörigen. Sie statistisch zu erfassen, ist schwierig.
Hilfsorganisationen bemühen sich, diejenigen, die auf der Flucht alles verloren haben, zumindest mit dem Nötigsten zu versorgen. Nach Angaben von Willi Kohlmus, Leiter des Büros der Welthungerhilfe in Malis Hauptstadt Bamako, sollen 100.000 Euro für schnelle Hilfe bereitgestellt werden. Wer auf der Flucht alles verloren hat, soll unter anderem mit Kochgeschirr, Moskitonetzen und Decken ausgestattet werden. „Gerade in der Wüste wird es nachts sehr kalt“, so Kohlmus.
Von Katrin Gänsler