Madagaskar – einmal hin und zurück
Madagaskar – ein Inselstaat bewachsen von tropischem Regenwald, bewohnt von einer Vielzahl unterschiedlicher Volksgruppen und exotischer Tierarten, die sonst nirgends auf der Erde zu finden sind. Obwohl die Insel im Indischen Ozean noch viel mehr zu bieten hat, kommt den Meisten beim Stichwort „Madagaskar“ wohl eher der gleichnamige Animationsfilm einer amerikanischen Produktionsfirma in den Sinn, der 2005 Groß und Klein in die Kinos trieb.
Aktualisiert: 15.11.2022
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Madagaskar – ein Inselstaat bewachsen von tropischem Regenwald, bewohnt von einer Vielzahl unterschiedlicher Volksgruppen und exotischer Tierarten, die sonst nirgends auf der Erde zu finden sind. Obwohl die Insel im Indischen Ozean noch viel mehr zu bieten hat, kommt den Meisten beim Stichwort „Madagaskar“ wohl eher der gleichnamige Animationsfilm einer amerikanischen Produktionsfirma in den Sinn, der 2005 Groß und Klein in die Kinos trieb.
Wer etwas tiefer in Kultur, Geschichte und Entwicklung des Inselstaates eintauchen wollte, der war am vergangenen Wochenende im christlichen Bildungswerk Die Hegge im Erzbistum Paderborn gut aufgehoben. 30 Männer und Frauen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Madagaskar nahmen dort an einem entwicklungspolitischen Seminar zum Thema „Madagaskar“ teil.
Freiwillige berichten von ihren Erfahrungen
Nach einer Einführung in Geographie, Flora und Fauna dieser großen Insel im Indischen Ozean berichteten zwei Freiwillige, welche Chancen und Schwierigkeiten eine Tätigkeit im fremden Land beinhaltet: Bertrand Ogilvie Tafitasoa, kurz „Tafita“, stammt aus Madagaskar und war 2010/2011 für ein Jahr auf dem Jugendbauernhof in Hardehausen, 30 Kilometer von Paderborn entfernt, als Missionar auf Zeit (MaZ) tätig. Elena Weitekamp ist gerade von ihrem MaZ-Jahr in Madagaskar zurückgekehrt.
Beide waren sich einig, dass die fremde Sprache und das ungewohnte Klima eine große Herausforderung darstellen. Ebenso einig waren sich die Freiwilligen jedoch auch darin, dass sich ein einjähriger Aufenthalt sehr lohnt, weil sich der eigene Horizont enorm erweitert. Elena und Tafita arbeiteten zuletzt gemeinsam im Projekt „Grüne Diözese“ des Bistums Farafangana an der Ostküste von Madagaskar. Dorthin wird Tafita nun mit einem neuen MaZ’ler aus dem Erzbistum Paderborn zurückkehren.
Das Projekt „Grüne Diözese“
Das Aufforstungsprojekt, 2006 durch den Ortsbischof Marc Benjamin Ramaroson ins Leben gerufen, wird von vielen Madagassen ehrenamtlich getragen und soll dazu beitragen, den Wald zu schätzen und zu pflegen. Die einstmals grüne Insel Madagaskar ist inzwischen weitgehend entwaldet mit den entsprechenden Folgeschäden: Erosion und Abnahme der Bodenfruchtbarkeit, die Hunger und Armut nach sich ziehen.
Über diese Gesamtproblematik, die einerseits den Klimawandel mit bedingt, andererseits auch durch den Klimawandel beschleunigt wird, referierte Hermann Schuten vom Internationalen Entwicklungsdienst. Er stellte Leitlinien und Beispiele für gelungene Entwicklungsprojekte dar. Dabei komme es insbesondere darauf an, die Menschen vor Ort mit einzubeziehen, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Beim Projekt „Grüne Diözese“ wird dies seit Jahren praktiziert – mit Erfolg: Hunderte von Hektar, die vorher brach lagen, wurden bereits mit rund 20 verschiedenen Baumarten bepflanzt. Aufgrund des rasanten Wachstums in den Tropen, sind schon erste Wälder der Beweis, dass man auch mit überschaubaren Mitteln einen Beitrag zur Wiederbegrünung des Landes leisten kann.
Zusammenarbeit fördern
Ein besonderer Höhepunkt des Seminars war die Messe mit Weihbischof Matthias König, der gerade von einer Reise nach Vietnam und nach Papua-Neuguinea zurückgekehrt war. Er stand anschließend zu einer Austauschrunde bereit, in der die entwicklungspolitisch Engagierten gerne Fragen stellten, aber auch Impulse für die weltkirchlichen Aktivitäten gaben.
Thierry Mahafary, Soziologe aus Köln, hatte in seiner Masterarbeit die Zusammenarbeit von deutsch-madagassischen Organisationen untersucht. Alleine 14 eingetragene Vereine gibt es, die Entwicklungsprojekte in Madagaskar fördern. Sein Vortrag machte deutlich, wie wichtig eine Vernetzung verschiedener Akteure ist, denn vielfach wissen einzelne Organisationen noch nicht einmal vom Engagement der anderen. Somit wurde in der abschließenden Gruppenarbeit am Sonntagnachmittag auch ein starker Akzent darauf gelegt, wie man Menschen zusammen bringen kann, die ein ähnliches Ziel verfolgen: Den Entwicklungsprozess auf Madagaskar zu unterstützen. Dazu hat das Seminar bereits beigetragen, denn auch hier lernten sich Menschen kennen und konnten von Erfolgen genauso wie von Misserfolgen berichten und von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Von Dagmar Feldmann und Lena Kretschmann