
Große medizinische Not im Südsudan
Die medizinische Not im Südsudan verschärft sich nach Angaben der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ durch neue Kämpfe dramatisch. „Mittlerweile besteht ein hohes Risiko für Epidemien“, erklärte der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen, Raphael Gorgeu, am Dienstag. „Falls die Kämpfe weitergehen und uns daran hindern, die Menschen in Not sicher zu erreichen – besonders Schwangere und Kinder – dann wird sich die Lage der Menschen schnell weiter verschlimmern“, so der Koordinator.
Aktualisiert: 30.11.2022
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Nach seinen Angaben leisteten Nichtregierungsorganisationen schon vor dem Ausbruch der Kämpfe im Dezember 80 Prozent der medizinischen und humanitären Versorgung im Südsudan. Durch die wachsende Not der Bevölkerung, die Evakuierung zahlreicher Teams internationaler Organisationen und die andauernde Instabilität habe sich die bereits schwierige Situation noch einmal deutlich verschlechtert. Niemand wisse, was mit den Tausenden Vertriebenen und Verwundeten im ganzen Land passieren wird, sagte Gorgeu.
Nothilfeteams von Ärzte ohne Grenzen leisteten derzeit in der Hauptstadt Juba, in Awerial nahe der umkämpften Stadt Bor sowie in Malakal im Norden des Landes medizinische Hilfe für mehr als 110.000 Vertriebene. In den vergangenen drei Wochen hätten die Notfallteams 426 Verletzte mit Schusswunden behandelt und 126 operiert. Insgesamt seien mehr als 26.000 Patienten behandelt und mehr als 1.000 Menschen in den Kliniken von Ärzte ohne Grenzen aufgenommen worden. Die Logistiker hätten mehr als 40 Tonnen medizinisches Material und andere Hilfsgüter in die Projekte geliefert.
Missio leistet Soforthilfe
Auch das Internationale Katholische Missionswerk Missio in Aachen stellt 70.000 Euro Soforthilfe im Südsudan bereit. Dies teilte Missio-Präsident Prälat Klaus Krämer Ende Dezember mit. Laut Hans-Peter Hecking, Missio-Länderreferent Südsudan, wird das Geld für Nahrung, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Medikamente benötigt. Die Projektpartner von Missio Aachen im Südsudan, katholische Comboni-Missionare, hätten sich nicht aus dem Land evakuieren lassen und organisierten derzeit die Hilfe vor Ort.
Ebenso hatte das Auswärtige Amt am Montag humanitäre Hilfe für das Land in Aussicht gestellt. Mit den zunächst 495.000 Euro, die an die Welthungerhilfe gehen, sollen danach die von den Kämpfen aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen mit dem Notwendigsten versorgt werden. Die Vereinten Nationen gehen von rund 180.000 Binnenflüchtlingen in der Region aus. (lek mit KNA/Missio)
Hintergrund
Das Netzwerk Afrika Deutschland (NAD) beleuchtet in einem Hintergrundpapier die Ursachen des Machtkampfs im Südsudan. Das Dokument können Sie hier herunterladen: